Rating of
N/A
Nachbarschaft
cinegeek.de - wrote on 07/21/16
Our Daily Free Stream: Spike Lee - Do The Right Thing. Eine Brooklyn Reihe. - Nur ganz wenige Filme bleiben hängen! Nur ganz, ganz wenige Filme dringen wirklich ins Innerste vor! Als ich mir zum ersten Mal Do The Right Thing von Spike Lee im Videodrom auf VHS auslieh, war ich zu Tränen gerührt! Gleich zu Beginn der Filmkunstbar Fitzcarraldo stand fest: Do The Right Thing muss ab Tag 1 im Laden verfügbar sein! Spike Lee hatte für mich das Unmögliche geschafft: Ein Film über Rassismus, der Empathie zu allen seinen Figuren aufbaut. Er rattert nicht einfach die altbekannten Argumente herunter; er entscheidet sich nicht einmal für eine Seite. Lee blickt traurig auf dieses Ding, dass wir Rassismus nennen und das scheinbar so tief in jeder Gesellschaft verwurzelt ist. Vielleicht sogar im Menschen... Es waren übrigens nicht alle so hingerissen von Lees Film. 1989 las ich auch schlechte Kritiken. Vermutlich rührt das daher, dass Lee sich schlicht weigert, zu vereinfachen. Er beschreibt einen Tag in Brooklyn. Wir lernen die Nachbarschaft dort kennen. Ganz langsam, Schrittchen für Schrittchen, entwickelt sich die Tragödie aus dem Alltäglichen. Das Opfer Radio Raheem (Bill Nunn) ist schuldlos. Er hört mit seinem Ghettoblaster Musik. Die Lautstärke erzürnt Sal (Danny Aiello), aber auch drei ältere schwarze Herren. Hier beginnt der Eklat... Es gibt weder "Helden", noch "Bösewichter" in Do The Right Thing. Selbst ein besonnener Polizist tritt auf, als bereits ein Mob auf der Strasse wütet und eine Pizzeria in Flammen steht. Wir erleben den Tag mit allen Beteiligten und haben jeden von ihnen kennen gelenrt. Aus diesem Grund fühlen wir niemals Wut, angesichts der Katastrophe - nur Trauer. Am Ende wird einer von ihnen tot sein und ein zweiter steht vor den Trümmern seines Ladens. Wie kam es so weit? Etwa aus dem Grund, dass in der Pizzaria nur Italiener hingen und keine Schwarzen? Oder weil es überhaupt keinen Laden mit einem schwarzen Besitzer in der Strasse gibt? Antworten werden nicht geliefert. Vielleicht gibt es sogar "Helden" und "Bösewichter", aber die werden wir an diesem Tag nicht auf den Strassen Broklyns finden. Dazu müssten wir uns viel intensiver der Geschichte der schwarze Diskriminierung zuwenden. Gestern Abend sah ich den Film wieder und war verblüfft, was er für ein stilistisches Experiment er darstellt! Lee hat aus seinem grimmigen sozialkritischem Stoff eine kraftvolle Ladung mit grellen Farben, ganz viel Humor und Musik werden lassen. Manchmal wirft er auch einfach seinen Realismus über Bord, etwa wenn der lokale DJ (der junge Samuel L. Jackson) durch die Strassen marschiert als sei er die Radiostation von Brooklyn. Und romantisch ist der Film auch! Die Szene, als Sal Jade (Joie Lee) ein Stück Pizza reicht, aber nur von ihren schönen braunen Augen schwärmt. Keiner der Charaktere in Do The Right Thing ist perfekt und genauso deshalb verstehen wir sie. Denn was sind wir schon, wenn wir nicht einmal die Gefühle einer Filmfigur verstehen? Doch nichts als Gefangene unserer selbst! Man hat Spike Lee immer als wütenden Filmemacher des New Black Cinemas beschrieben. In seiner Arbeit finde ich keine Spur davon. Vielmehr ist Lee ausgesprochen fair! Eine stille Trauer ist der Grundton dieses seines besten Films. Er endet mit den Worten Martin Luther Kings und Malcolm X. Ist Gewalt wirklich notwendig?