cinegeek.de's Movie Review of Carrie (1976)

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Carrie (1976)

Charakterstudie
cinegeek.de - wrote on 08/18/16

Our Daily Free Stream: Brian De Palma - Carrie. Brian De Palmas Carrie nach dem Roman von Stephen King ist ein fesselnder Horrorfilm mit schockierendem Ausgang. Vielmehr ist Carrie ein aufmerksames menschliches Portrait, denn die Hauptfigur ist ungewöhnlich für einen Horrorfilm und entspricht überhaupt nicht den gängigen Stereotypen. Carrie, ein schüchterner, hübscher und komplizierter Teenager. Ein Mädchen, wie wir sie noch aus der eigenen Schulzeit kennen. Trotzdem gibts einen Unterschied: Carrie ist ein Mensch, fähig zur Telekinese. Das ist die Fähigkeit, Dinge zu bewegen, ohne sie zu berühren. Eine Fähigkeit wie eine Reaktion aus dem schrillen religiösen Fanatismus ihrer Mutter, die sich langsam entwickelt. Carrie sieht in den Spiegel und der zerbricht. Die Mutter versucht sie zu fassen und wird zurück geschleudert auf die Couch. Dann, auf dem Abschlussball der Schule... Was die letzten 20 Minuten von De Palmas Film so unvergesslich macht, ist die Tatsache, dass er hier schonungslos und unvermeidlich auf alles reagiert, was zuvor geschah. Nichts wirkt konstruiert oder einfach hinten dran geklebt wie in billigen SciFi Filmen. Wir haben es mit einer Charakter-Studie zu tun. Mit einem Mädchen, dass wir kennen und verstehen gelernt haben. In dem Moment, da sie ihre Kräfte nutzt (oder von ihnen benutzt wird) wissen wir genau, warum. De Palma war bis dahin kaum in dieser Disziplin aufgefallen und im Grunde später auch nicht. Wir kennen von ihm mit Liebe gezeichnete Comic-Charaktere in überdrehten Filmen. Nie hätte man vermutet, dass De Palma, der sich gerne so protzig mit Oberflächenreizen begnügt, so tief gehen kann! Einen grossen Anteil daran haben mit Sicherheit Sissy Spacek als Carrie und die wahrhaft gruselige Piper Laurie als Fundamentalistin Margaret White. Gemeinsam leben sie in einem vollkommen abgeschlossenen, klaustrophobischen Haushalt. Ihre eigenen sexuellen Ängsten hat Margaret White transformiert in eine wahnsinnige Religiosität (wie wir sie im heutigen Amerika vermutlich noch viel öfter antreffen - was den Film so aktuell macht!). Fortwährend bestraft sie ihre Tochter, sperrt sie in eine mit Kruzifixen dekorierte Dunkelkammer zum Beten. Klingelt es an der Tür, hört man nach wenigen Sekunden die Mutter: "Carrie!" Normale Freundschaften sind Carrie verboten, stattdessen muss sie zu einem abstossend blutenden Jesus beten. Kein Wunder, dass Carie in der Schule so still ist. Verängstigt, aber freundlich und vorsichtig. Ein angenhmes Mädchen, dass von den Mitschülerinnen gequält wird. Sie hat lange blonde Haare, die unfrisiert herunter hängen und vor allem dazu dienen, ihr Gesicht zu verbergen. Carrie sitzt in der letzten Reihe und doch wird sie immer wieder zur Zielscheibe für ihre Klassenkameradinnen. Es ist das schönste Mädchen der Schule: Sie denkt sich einen grausamen Trick aus mit Carrie während des Abschlussballs. Carrie wiederum wird von einem populären Schüler zum Ball aufgefordert. Zunächst aus Mitleid, bald aber in ernster Absicht. Ohne vorzugreifen, lässt sich festhalten, dass Carrie ein Horrorfilm voller Wahrhaftigkeit ist. Kein künstlich gefertigter, sondern dem realistischen Horror-Kino der 70er verpflichtet. Der Schrecken entwickelt sich aus den Charakteren heraus und genauso funktionieren die echten Klassiker der Literatur! Wahrer Horror resultiert immer aus den Menschen heraus. (Wir stellen nicht den Film, nur den link zur Verfügung) (Bild: http://yianniscove.com/admin/wp-content/uploads/2012/07/pranks-carrie-590.jpeg)

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