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Erinnerungen
cinegeek.de - wrote on 04/28/16
Our Daily Free Stream: Frank Capra - It's A Wonderful Life. Zum Geburtstag des grossen Lionel Barrymore! -Irgendwann einmal zählte Frank Capras It's A Wonderful Life zu den vergessenen Filmen, bis er zu Beginn der 70er wiederentdeckt wurde. Er avancierte zu einem Weihnachtsfilm, zu einem jährlichen Ritual der Familien auf aller Welt. Ich hatte It's A Wonderful Life als Kind geliebt und tu das immer noch - ich denke, weil Capras Werk so ehrlich ist! Es geht aber nicht nur um den Film, es sind die eigenen Erinnerungen, die mit ihm verbunden sind! It's A Wonderful Life war der erklärte Lieblingsfilm seines Regisseurs Frank Capra und seines Hauptdarstellers James Stewart. Dann geschah das Schlimmste: It's A Wonderful Life wurde nachträglich koloriert und entzaubert. Stewart selbst soll über diese Version gesagt habe, sie würde ihn krank machen. Die wundervolle Schwarzweiss Version gehört zu den zeitlosen Klassikern, die sich mit der Zeit noch verbessern. Andere Filme, selbst sehr gute, kann man nur ein Mal ansehen - Frank Capras Komödie dagegen immer wieder! Er wächst einem ans Herz, wird familiär. Wie ein kraftvolles, fundamentales Märchen, so wirkt It's A Wonderful Life auf mich. Es ist die Umkehrung des Christmas Carol: Wir sehen keinen alten Mann, der Geschichten vom Glück erzählt, sondern einen jungen, der sich ins Unglück stürzt. Der Held heisst George Bailey (Stewart). Er ist einer, der nie herausgefunden hat aus seiner kleinen ruhigen Stadt Bedford Falls, in der er geboren wurde. Als junger Mann träumte er davon zu reisen und sich den Staub von seinen Schuhen zu klopfen. Irgendetwas aber gab es immer, das ihn zu Hause hielt. Am meisten die Ersparnisse seiner Familie und die Bausparkasse seines Vaters, die den einfachen Menschen ein eigenes Haus zu ermöglicht. Diese Bausparkasse ist das Einzige, das zwischen der Gemeinde und dem gierigen Mr. Potter (Lionel Barrymore), dem lokalen Banker, steht. George heiratet seine High School Liebe (Donna Reed in ihrer ersten Rolle) und hilft den Armen, den Traum vom Eigenheim zu verwirklichen. Dann aber verliert sein Onkel am Heiligabend einen grossen Betrag Bargeld und der Weg scheint frei für Mr. Potter. George verzweifelt, sein Gesicht wirkt auf einmal düster und eingefallen. Er steht auf der Brücke, um sich herabzustürzen, als ein Engel namens Clarence (Henry Travers) ihn davor bewahrt. Clarence zeigt George, wie das Leben in Beford Falls ohne ihn verlaufen würde. Wie wäre die Welt ohne mich? - Das ist die grosse Frage in It's A Wonderful Life. Frank Capra hat seine Tragikomödie nie als Weihnachtsfilm konzipiert. Es war der erste Film, den er nach seinem Wehrdienst im zweiten Weltkrieg produzierte und er sollte etwas Besonderes werden. It's A Wonderful Life feiert die Träume des einfachen amerikanischen Mannes, der das Beste für sich und seine Nachbarn versucht. Capra hatte sich während der 30er mit einer ganzen Reihe an phantastischen Komödien in Parabelform etabliert und darf als DER Regisseur der Roosevelt-Ära gelten. Für Stewart, der auch im Krieg gedient hatte, war es die Möglichkeit, wieder mit Capra zu arbeiten. Wie soviele aus seiner Generation, die den "Jungen von Nebenan" verkörpern, verdankt Stewart Capra die wichtigsten Filme seiner Karriere. Seinerzeit war It's A Wonderful Life kein Erfolg und geriet in Vergessenheit. Dabei ist die Komödie nicht einfach bloss dazu da, unsere Herzen zu erwärmen! Erinnere dich an die Szene, als Georges jüngerer Bruder im Eis einbricht. Oder die Telefon Szene, in der sich der wütende James Stewart und Donna Reed aufeinmal gegenüber stehen! Dann die düsteren Passagen, in denen George betrunken durch seine Heimatstadt torkelt, die er versucht, zu hassen. Selbst die schmalzigsten Szenen, so der Wink des Himmels, funktionieren, weil sie so simpel sind! Ich musste auch öfters an den Bankenskandal Berlins und die europäische Misere denken, die "Rettung" der Banken mit Steuergeldern. Leider konnte der Film die Nachkriegs-Karriere von Frank Capra nicht beflügeln. Er erreichte nie mehr die Einspielergebnisse seiner Vorkriegs-Klassiker und inszenierte sein letztes Werk 1961. Später war Capra geschätzter Gast-Professor an der Filmhochschule. Einmal beantwortete er die Frage, ob "heutzutage" immer noch Filme mit der Botschaft von It's A Wonderful Life verwirklicht werden könnten mit der Feststellung, dass wir alle sofort aufgeben müssten, falls nicht...