cinegeek.de's Movie Review of Tangerine (2015)

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Tangerine (2015)

Odyssee
cinegeek.de - wrote on 03/07/16

In jeder Hinsicht ist Tangerine ein "Indie" Film. Es ist die Geschichte einer Transgender Prostituierten, die Weihnachten nach der Freundin ihres Zuhälters sucht. Tatsächlich wurde Tangerine mit einem iPhone gefilmt, was die Komödie nur umso liebeswerter macht. "Indie" von der Story als auch der Machart her! Sin-Dee Rella (Kitana Kiki Rodriguez) wird nach sechs Wochen aus dem Gefängnis entlassen. Von ihrer besten Freundin erfährt sie, dass ihr Zuhälter sie während ihrer Haft betrog - und zwar mit einer Cisgender Geliebten. Dieses aufklärende Gespräch findet statt in einem Cafe, dauert einige Minuten und beweist, wieviel Humor die Schauspieler haben müssen - und wie gross die Kreativität der Macher Sean Baker und Chris Bergoch sein muss! Die Farben sehen aus wie in einem Technicolor Musical der 50er! Sin-Dee rastet aus und verbringt die Hälfte des Films damit, die Nebenbuhlerin in der Nachbarschaft zu suchen. Während der zweiten Hälfte von Tangerine versucht sie den Zuhälter Chester (James Ransome) aufzuspüren. Diese Odysse durch Hollywood nimmt den zentralen Teil des Films ein. Wohl aber gibt es auch schöne Parallel-Handlungen: Die beste Freundin Alexandra versucht, Zuschauer zu ihrer Performance zu locken. Dann ist da noch der verheiratete Taxifahrer Razmik (Karren Karagulian), der Transgender Mädchen frequentiert (und Nutten mit Vagina aus seinem Wagen wirft). Das ist typisch für Tangerine, der seine ganz eigene Welt kreiert und die ist überhaupt nicht deckungsgleich mit "Hollywood Mainstream". In Tangerine wird unheimlich viel gelaufen. Nicht nur Sin-Dee läuft und läuft und läuft, auch andere Figuren, die zu besoffen sind für das Taxi oder den Bus verpassen. Das alles soll nun nicht den Eindruck erwecken, Tangerine sei ein Meisterwerk. Trotz der Bewegung der Protagonisten tritt die Handlung oft auf der Stelle, während die Dialoge zu offensichtlich improvisiert wirken. Tangerine benutzt auch Gewalt als Stilmittel der Komödie, wenn Sin-Dee immer und immer wieder auf Dinah einschlägt. Am Anfang mag das witzig wirken, zunehmend aber ist es etwas geschmacklos. Auch sei die Frage erlaubt, weshalb uns Transgender Charaktere immer als Prostituierte vorgeführt werden? Nichts desto trotz, Tangerine könnte sich mühelos einreihen in die grosse Welle des amerikanischen Indie Films der 90er. Die Filme wirkten damals oft wie Rohdiamanten, führten aber Welten vor, die es sonst nie im Kino zu sehen gab. Tangerine genauso: Sehr vital und manchmal sogar ein bisschen weise. Die Hauptfiguren sind so toll gespielt, dass ich mich schon nach dem Abspann fragte, wie es nun mit ihnen weiterginge? mehr auf cinegeek.de

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