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Aufruhr
cinegeek.de - wrote on 03/07/16
Eine Zeitungsmeldung in Boston aus dem Jahr 2002: Über Jahre erlaubte die Kirche den Priestern die Misshandlung von Kindern. Verfasst von Michael Rezendes, einem Mitglied des Spotlight Teams war der Artikel der Beginn einer Reihe von Enthüllungen. Kardinal Bernard Law musste sich schliesslich öffentlich entschuldigen und bekam als "Strafe" eine Position in Rom, dort wo er heute noch arbeitet. Tom McCarthys Film Spotlight folgt den Ereignissen, die Boston erschütterten. Spotlight ist einer der grössten Journalisten Filme geworden und darf sich einreihen in die Liste der Klassiker des Genres. Angeführt wird das Spotlight Team von Walter "Robby" Robinson (Michael Keaton) und den drei Reportern Michael Rezendes (Mark Ruffalo), Sacha Pfeiffer (Rachel McAdams) und Matty Carroll (Brian d'Arcy James). Alle Reporter kommen aus Boston und haben selbst irgendwelche Verbindungen zur katholischen Kirche. Ins Rollen wird die Geschichte gebracht von einem Mann, der nicht aus Boston kommt: Marty Baron (Liev Schreiber). Er stösst auf mögliche Vertuschungen und beruft das Spotlight Team in sein Büro. Wir lernen den privaten Hintergrund der Journalisten kennen. Sie alle gehören zu der Sorte Mensch, die mehr Zeit mit den Kollegen verbringen als mit den eigenen Familien. Es sind Leute, die wir kennen und verstehen. Zunächst liegt der Fokus auf dem Priester John J. Geoghan, der Jahre zuvor Kinder missbrauchte. Früh wird aber auch deutlich, dass es sich hier um mehr als nur einen faulen Priester handelt. Den Journalisten wird bewusst, dass sie es mit einem organisierten System von Korruption zu tun haben. Es stellt sich die Kardinalfrage: Wusste Bernard Law davon? Während Sacha und Michael die Opfer der Kirche interviewen, erleben wir die Stadt Boston: Wir tauchen ein in verschiedene stark voneinander abgegrenzte Bezirke, "Klassen". Die Strassen von Boston wirken noch so, als ob die Kolonialzeit nie geendet hätte. Hier sitzen die Männer zusammen, trinken Kaffee oder essen Hot Dog und sprechen über die Arbeit. Obwohl ich nie in Boston war, wirkt das Szenrario auf mich echt und das ist wichtig. Der Film geht einer tieferen Wahrheit nach. Hier wird nicht nur das Trauma der Opfer aufgearbeitet, sondern der gesamten Gemeinde. Vertrauen und Glauben ist der Schlüssel zum Film, den McCarthy sehr ernst nimmt. Mark Ruffalo verkörpert das wie kein Zweiter, wenn er wie ein Wahnsinniger in die kirchlichen Gemächer vordringt; er der selbst vor Jahren seinen Glauben verlor. Spotlight wird hier zu einem Rache Film. Nicht zuletzt wird auch deutlich, wie wichtig guter Journalismus ist. Spotlight mit all seinem Leid und seiner Dringlichkeit wirkt da wie ein notwendiger Aufruf! mehr auf cinegeek.de