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Lebensgeister
cinegeek.de - wrote on 03/07/16
Manchmal lese ich den Plot eines Films und kann mir dann unmöglich vorstellen, dass ich mich damit anfreunden könnte. Die Ausgangssituation von Valley Of Love ist so ein Fall: Ein älteres Ehepaar, seit langem getrennt, verbringt auf Wunsch des verstorbenen Sohns eine Woche gemeinsam im Death Valley. Die Besetzung mit Gerard Depardieu und Isabelle Huppert tat ein Übriges, dass ich normalerweise Abstand genommen hätte. Und dann der schlimme Titel Valley Of Love! Wir hören Charles Ives The Unanswered Question, ein Stück, das wie für diesen Film komponiert erscheint. Es drückt das Geflecht aus offenen Fragen und Gefühlen aus, die nun im Todestal aufgeworfen werden. Huppert spielt Isabelle, deren Sohn sich umgebracht hat. Warum hat er das getan? Womöglich, weil sie sich schon früh von ihm abgewendet hatte? Ist er überhaupt tot? Der Sohn Michael schrieb vor seinem Selbstmord zwei Briefe. Einen an den Vater Gerard, einen an die Mutter Isabelle, mit der Anweisung, sich an einem bestimmten Datum im Death Valley einzufinden. Würden sie die Bitte erfüllen, erschiene er ihnen ein letztes Mal... Isabelle klammert sich an die Wiederkehr des Sohnes fast wahnhaft. Dem Vater sind solche Fragen fremd: Natürlich trügen sie die Verantwortung für den Tod des Sohnes, schliesslich hätten sie ihm auch das Leben geschenkt. The Unanswered Question legt verschiedene Ebenen übereinander, die miteinander klingen: Eine einzelne Trompete über dem Gewirr von Streichern. So ähnlich funktioniert der Film von Guillaume Nicloux, was vor allem dem Schauplatz des Death Valley geschuldet ist. Hier wird die Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit porös. Isabelle hofft auf ein Wunder, Gerard stapft infach nur schwitzend auf und ab. Erleben wir gerade mit ihnen die Geister, die einen ein Leben lang nicht mehr loslassen? Habe ich dem Film Unrecht getan? mehr auf cinegeek.de