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Skizze
cinegeek.de - wrote on 03/07/16
Irrational Man ist ungefähr der 500. Woody Allen Film. Obwohl in diesem Jahr die Bezeichnung "Film" etwas übertrieben scheint. Angemessener wäre es, Irrational Man als Entwurf für eine spätere Vollendung zu bezeichnen. Joaquin Phoenix spielt einen Philosophie Professor mit der Obsession zum Mord. Emma Stone ist die Studentin, für die er romantische Vorstellungen hegt. Allen selbst zerstört dieses Mal die Ansätze guten Schauspiels durch sein unorganisiertes Drehbuch. Man spürt die Unsicherheit des Autoren, denn die Hauptfiguren werden in ihrem Handeln von Voice-Overs kommentiert. Wozu aber das erklären, was wir sehen? Immerhin könnte so auch ein Blinder Allens Narration folgen. Andere Dinge sind dagegen schwer zu begreifen: Dass Phoenix Professor Abe eine Schwäche für Stones Studentin Jill hegt, ist nachvollziehbar, denn sie ist ja Emma Stone. Weshalb sich aber Jill von dem grummeligen Mitvierziger angezogen fühlen sollte, bleibt ein Rätsel. Merkwürdig auch der tragische Hintergrund Abes (seine Mutter beging Selbstmord, ein guter Freund starb im Irak). Nur ein Witz? Allen zeigt insgesamt wenig Interesse, seine Figuren Abe und Jill weiter auszuführen, weshalb ich meine offenen Fragen während des Films auch schnell wieder vergesse. Allen scheint es zu genügen, dass auf der Leinwand Figuren sprechen und handeln. Das irritiert umso mehr, weil seine junge-Frau-älterer-Mann-Romanze in einen Mordfall umschlägt. Für mich unverhofft, unmotiviert. In der Realität wäre dieser Mordfall unlösbar, denn zumindest im Drehbuch wird keine nähere Verbindung zwischen Abe, Jill und dem Fall hergestellt. Womöglich wollte Allen ein drittes Mal Dostojewski umsetzen, nur fanden seine Gedanken keine Umsetzung auf der Leinwand? Allen ist ein grosser Filmemacher. Wie wäre es, die Skizze von Irrational Man doch noch filmisch fertig zu stellen?
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