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Twist
cinegeek.de - wrote on 03/07/16
Vor zwanzig Jahren debütierte M. Night Shyamalan mit soviel Selbstvertrauen, dass er auf Anhieb zur ersten Liga Hollywoods zählen durfte. Doch dann... irgendwas ging schief. Er nahm sich auf solch penetrante Weise selbst zu ernst, dass seine Filme in überheblichen Allegorien untergingen. Er wurde ein Regisseur, der zwanghaft versuchte, seinen ersten Erfolg zu wiederholen. Aber hier kommt nun völlig unverhofft: The Visit - ein so unterhaltsamer und witziger Film, dass man fast vergisst, wie unheimlich er ist. Es gibt viele Horror Klischees, die mich nerven. Das Schlimmste von allen: "found footage". Shyamalan aber belebt dieses verdorrte Sub-Genre mit Adrenalin. Ja, es ist ein Stereotype. Ja, es ist absurd, dass jemand in den spannendsten Momenten noch mitfilmt. Shyamalan aber konzentriert sich auf die Stärke von "found footage": Den Überraschungsmoment. The Visit beginnt ruhig mit Mom (Kathryn Hahn), die in die Kamera spricht. Wie sie mit 19 von Zuhause weglief mit ihrem Freund, weil die Eltern mit ihm nicht einverstanden waren. Zwei Kinder bekam sie von ihm, doch er verliess die Familie für etwas Neues. Die Eltern haben seitdem den Kontakt abgebrochen, nun aber wollen sie ihre Enkelkinder kennenlernen. Mom und die Kinder werden deshalb ihre Grosseltern besuchen. (Shyamalan unterbricht seinen found footage mit Bildern von verschneiten Bäumen oder Sonnenuntergängen.) Becca (Olivia DeJonge) und Tyler (Ed Oxenbould) wollen einen Film drehen über das verlorene Haus von Moms Kindheit. Becca kennt sich aus und bringt Tyler so einiges über das Filmemachen bei. Die Kinder freuen sich über die Grosseltern, sind aber beunruhigt über den Effekt bei Mom, welchen die Ablehnung beider auslöst. Becca erklärt deshalb wie im Märchen, dass ihr Film ein Elixir sein soll, ihre Mutter heim zu bringen. Nana (Deanna Dunagan) ist eine Grossmutter wie aus dem Bilderbuch, Pop Pop (Peter McRobbie) ist ein Bauer, der die Kinder immer wieder daran erinnert, dass ihre Grosseltern alt sind. Doch was macht Pop Pop die ganze Zeit in der Scheune? Warum verlangt Nana von Becca, den Ofen zu reinigen und zwingt sie, ganz hinein zu kriechen? Was sind das für leise Geräusche, die aus ihrem Schlafzimmer dringen in der Nacht? Die Grosseltern sind unheimlich, aber vielleicht nur aufgrund ihres Alters? Der Film von Becca und Tyler verändert sich zu einer Erkundung dieser Geheimnisse. Sie platzieren die Kamera in der Scheune und nachts im Wohnzimmer. Was passiert unten, während sie im Bett liegen? Dunagan und McRobbie spielen ihre Rollen ganz der Märchenwelt des Films entsprechend. Schliesslich: Der Twist! Wir wussten, er würde kommen, denn das ist ein Film von Shyamalan - trotzdem wirkt er schockierend. Die Stärke von The Visit ist die, dass sich Shyamalan hineinversetzt in die Kinder, ihre Witze, ihr Gezanke. Der Terror löst sich auf in hysterischem Gelächter - The Visit benutzt diese Katharsis ziemlich oft. The visit wirkt geradezu lächerlich als moderne Variante von Hänsel und Gretel, aber genau das ist das höchst mögliche Lob!
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