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Kaspar Hauser
cinegeek.de - wrote on 03/07/16
Ein Film, motiviert durch blosses Glück. Regisseurin Crystal Moselle ging die Strasse entlang, als sechs junge Männer mit schwarzen Anzügen und Sonnenbrillen ihr entggegen kamen. Moselle drehte sich instinktiv um und fragte die Sechs nach ihrer Geschichte: Die Angulo Brüder führten sie in ihr winziges Apartment, das sie sich mit einer schüchternen Mutter und einem aggressiven Vater teilten. Eine Wohnung, die sie fast nie verlassen durften, aufgrund der Furcht des Vaters vor dem echten Leben (machmal verliessen sie die Wohnung während eines Jahres nur wenige Mal, teilweise überhaupt nicht). Die Angulo Brüder durften aber Filme sehen und besassen etwa 5000 DVDs und Videokassetten. Sie folgten ihrer Obsession für die Filme, spielten sie Szene für Szene nach. Moselle mochte die jungen Männer auf Anhieb und es wäre auch schwer, das nicht zu tun. Die Sechs sind sanftmütige, freundliche junge Männer geworden, mit Trauer in ihren Blicken, wenn sie die eigene Geschichte erzählen. Oft stellt Moselle ihnen offene Fragen und lässt die Angulo Brüder ihren eigenen Weg gehen, sie zu beantworten. Diese Methode kann allerdings auch frustrierend wirken, da manchmal der Eindruck entsteht, die Brüder hätten die Regie des Films übernommen. Während einiger Passagen fehlt es Moselle auch an einer Idee, die Geschichte zum Laufen zu bringen. Das liegt daran, dass sie die Charaktere der Sechs nicht weiter entwickelt. Es ist auffällig, dass sich die Angulo Brüder vor allem mit sehr männlichen Filmen identifizieren - obwohl ein männliches Vorbild in ihrer Umgebung fehlt. Manchmal wäre es auch interessant, ob die Emotionen, welche die Brüder vortragen, ihre eigenen sind oder abgeschaut aus Filmen? Vieles funktioniert aber auch in The Wolfpack, vor allem der Moment, wenn die Jungs ängstlich nach draussen treten in die echte Welt. Moselle portraitiert die Jungs in dem Moment, da sie noch zögerlich mit der neuen Situation draussen umgehen. Sie nähert sich der Vergangenheit deshalb nicht so tief an, wie es womöglich nötig gewesen wäre. Genau das ist der kleine Unterschied, der eine gute Doku von einer grossartigen unterscheidet. mehr auf cinegeek.de