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Familien Portrait
cinegeek.de - wrote on 03/15/16
In Ruben Östlunds kantigem Ehe-Drama verbringt eine junge schwedische Familie ihre Ferien in den französischen Alpen zum Skifahren. Am ersten Tag lassen sie sich von einem Fotografen "en famille" portraitieren. Sie erwerben käuflich den sentimentalen Beweis für Zusammenhalt und Spass in der Familie. Am zweiten Tag geschieht das Unerwartete: Während sie auf der Terasse der Skihütte essen, löst sich vom Berg gegenüber eine Lawine. Es ist leicht möglich, beim ersten Betrachten des Films etwas zu verpassen bzw. stellt das auch das Konzept von Force Majeure dar: Die Lawine rast auf die Hütte zu, alle springen auf, einige geraten in Panik. Der Vater Tomas (Johannes Bah Kuhnke) flieht aufs Dach der Hütte. Seine Frau und die beiden Kinder lässt er zurück am Tisch. Zum Glück bricht die Lawine nicht über sie herein, sie legt sich vor der Hütte. Nur eine Wolke von Pulverschnee lässt das Bild für etwa zwei Minuten weiss erscheinen. Nach diesem Schreck beenden die Gäste ihr Essen. "Das alles sei doch aber nicht so schlimm gewesen" bleibt eine Illusion, insbesondere für die schwedische Familie. Tomas reagiert zunächst verwirrt, weil seine Frau Ebba (Lisa Loven Kongsli) wegen des Vorfalls irritiert ist. Welchen Grund könnte sie haben? Anstatt es deutlich auszusprechen, zuckt sie nur mit den Schultern. Dann aber wird sie deutlicher: Während eines Diners mit einem anderen Ehepaar erzählt sie, wie Tomas davon lief, sein Mobiltelefon griff, aber nicht den eigenen Sohn. Wie er seine Familie im Stich liess, um sich selbst zu retten. Das ist nie passiert, erwidert Tomas, der eine ganz andere Version in Erinnerung hat. Sie versuchen sich, zu versöhnen, aber die Emotionen über diesen Vorfall wachsen... Anders als im "normalen" Film übernehmen wir nicht die Perspektive einer Figur. Der Film tritt hinter beiden zurück, so dass wir unsere eigene Auflösung suchen müssen. Es ist wichtig, dass es zwei Meinungen nicht gibt: Die Ehefrau allein befindet sich im Recht mit ihrer Sicht auf die Dinge. Es geht allein um die Relativität der Wahrheit. Es geht darum, dass ein Partner seine Pflichten gegenüber der Familie fatal verletzt, sich das aber nicht eingesteht. Östlunds Drama (das auch sehr witzige Momente bietet) ist einer der eindrucksvollsten Filme der letzten Zeit! Mit seinem kühl, distanzierten Stil darf sich Ruben Östlund nun zu den Grossen in Europa zählen! weitere Arthaus Filme aus Nordeuropa in unserer Film List auf cinegeek.de