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Zwanghaft
cinegeek.de - wrote on 03/16/16
Unten im Keller unserer Filmkunstbar Fitzcarraldo füllt sich eine ganze Regal Ebene mit Woody Allen DVDs. Pro Jahr eine mehr. Der zwanghafte Filmemacher Woody Allen versucht dabei, jedem einzelnen seiner Filme diesen gewissen "Swing" mitzugeben. Es scheint eine Vorgabe von ihm selbst zu sein, die er erreichen muss. Leider sind seine Filme mittlerweile in unschöner Regelmässigkeit mit einer Enttäuschung verbunden. Allen zollt seiner eigenen Arbeit einfach nicht mehr den genügenden Respekt und fabriziert, seit 1983 wie ein Uhrwerk einen Film pro Jahr. Es treibt ihn dabei aber schon länger kein genialischer oder künstlerischer Impuls mehr an. Dabei befinden wir uns seit 2005 "offiziell" in einer Allen Renaissance. In diese Zeit fällt nicht nur sein erfolgreichster Film überhaupt (wohlbemerkt, nicht im künstlerischen Sinne), sondern auch einige Oscars. Magic In The Moonlight ist nicht einmal so dicht dran an einem Disaster wie andere Filme aus dieser Phase. Allen stagniert in seinem Genre der eleganten und neurotischen Romantic Comedy. Magic In The Moonlight spielt wieder in der Vergangenheit (wie so viele der neueren Allen Werke), in den europäischen 20ern. Immerhin kann sich Allen so davor drücken, Dialoge zu schreiben, die so klingen wie Dreissigjährige heute sprechen würden. Die Voraussetzungen, zugegeben, klingen charmant: Colin Firth spielt einen berühmten Bühnen Magier wird von einem alten Freund angeworben, nach Südfrankreich zu reisen, um eine junge Frau zu entlarven, die sich als Spiritualistin verdient. In diesem Moment scheint sie eine reiche amerikanische Familie zu täuschen. Die Frau, die mit der Nachwelt kommuniziert, wird entwaffnend gespielt von Emma Stone (Allens neuer Muse). Der Magier kann aber kein Täuschungswerkzeug finden und vollzieht eine 180 Grad Drehung. Er wird zu einem Glaubenden. Eine tiefe Dankbarkeit erfüllt den vormaligen Zyniker. Doch kann diese auch in romantische Gefühle umschlagen? Manche Liebhaber dieses letzten Allen Films gehen nun davon aus, eine neue Tiefe der Gefühle bei ihm zu entdecken. Womöglich ist der Autor selbst milder und nachdenklicher geworden? Aber genauso wenig wie Allen spirituell geworden ist, hält dieses Gefühl im Film an. Leider entwickelt sich Magic In The Moonlight ab diesem Moment nur noch schlaff und diffus. Das kommt daher, weil der Film zögert, endlich in einer Romanze zu erblühen. Vermutlich liegt das auch daran, dass Colin Firth etwas zu alt ist, um Emma Stone für sich zu gewinnen (ich schreibe das nur ungern, denn ich bin ja auch schon ziemlich alt). Oder dürfen wir die Ladehemmungen der zweiten Hälfte etwa so verstehen, dass Allen womöglich etwas wirklich anderes versuchen wollte? Schliesslich fällt die Komödie zurück auf einige Allen Standarts. Da ich als - jawohl! - grosser Fan alle Filme von ihm gesehen habe, spielte ich ein Spielchen: Ich versuchte die romantischen Phrasen jeweils den früheren Filmen von ihm zuzuordnen, aus denen sie entliehen sind. Das einzig Neue stellt das schnörkellose Spiel von Colin Firth dar. Emma Stone wirkt wie gewohnt lebendig und natürlich. Einige weitere Schauspieler machen ebenfalls recht gut ihre Arbeit. Sie alle aber sind in Rollen gefangen, die doch leblos angelegt sind. Woody Allen kreiert mit seinem Spätwerk ein eigenes Comic Universum. Bestimmt hat er seinen nächsten Film schon abgeschossen... die für uns witzigsten romantischen Komödien findest du in unserer Film List auf cinegeek.de