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Wahnsinn
cinegeek.de - wrote on 03/23/16
Die Stärke des Kanadiers Denis Villeneuve sind die brutalen Konflikte des realen Lebens. Enemy ist anders. Der Film nimmt eine traumhafte, subjektive Perspektive ein. - In José Saramagos Romanvorlage wird Chaos als noch nicht aufgelöste Ordnung verstanden. Jake Gyllenhaal spielt Adam, einen gelangweilten Geschichtsprofessor. Er verrichtet sein Tagwerk, hält langweilige Vorlesungen und hat freudlosen Sex mit seiner Freundin Mary (Mélanie Laurent). Sein Apartment wirkt so leer, als ob niemand darin wohnen würde. Adam fehlt etwas. Eines Abends aber schaut sich Adam einen Film an und bemerkt, dass eine der Figuren (die eines Hotelpagen) exakt so aussieht wie er selbst. Der Schauspieler Daniel Saint Claire, der im wirklichen Leben Anthony Claire heisst, spielt den Pagen. Adam ruft den Schauspieler an und steht ihm schliesslich gegenüber. Der Doppelgänger ist verheiratet mit der schwangeren Helen (Sarah Gadon) und auch in seinem Leben fehlt etwas. Nun spinnt Villeneuve einen Reigen um Identität, Erotik und Macht und am Ende steht die Erkenntnis: Zwei Doppelgänger ist einer zuviel... In Enemy bleibt nicht nur eine Frage offen, sondern gleich eine ganze Reihe an Fragen. Sehen wir hier eine Allegorie auf Villeneuves kulturell geteilte Heimat Kanada? Bezieht sich die kryptische Geschichte auf das Kino selbst und dessen Beziehung zwischen Schauspieler und "Double"? Eines aber ist sicher: Villeneuve steht ganz selbstbewusst in der Tradition des europäischen Autorenfilms der 60er. Wer die Klassiker der Zeit im neuen Gewand erleben möchte, der wende sich Enemy zu! Erinnert euch auch einmal, wie die damals noch einer nationalen Tradition verpflichteten Autoren den Sprung zu echten Kosmopoliten machten! Villeneuve gelingt das als kanadischer Filmemacher in Hollywood genauso gut! Dazu, die intensivsten Filme zum Thema Wahnsinn, gesammelt auf der Seite unserer Videothek cinegeek.de