cinegeek.de's Movie Review of Cocktail (1988)

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Cocktail (1988)

Auto-Pilot
cinegeek.de - wrote on 04/11/16

Cocktail erzählt die Geschichte zweier Bartender in verschiedenen Betten. Bemerkenswert ist dabei, wie wenig der Film über Bars weiss. Am Anfang gibt es eine Szene, in der die Beiden sich die Flaschen hin und her werfen, Eiswürfel quer über die Bar zielen und das alles choreographiert zu Rockn Roll. Es dauert auf diese Weise etwa fünf Minuten, um einen Cocktail herzustellen. Am Ende gibts auch noch Applaus des massenhaft auf einen Drink wartenden Publikums. In Wahrheit würden die Gäste nicht applaudieren, sondern die Beiden beschimpfen. Wir müssen also eine gewisse Verlogenheit in Kauf nehmen und akzeptieren, dass in diesem Film Bartending eben so viel bedeutet wie "Musik-Video". Tom Cruise ist der junge Barkeeper, der Millionär werden will. Bryan Brown der ältere, der mit einer Reihe zynischer Ratschläge aufwartet und irgendwann einmal seine eigene Bar besitzen will. Cruise' Charakter ist nur am schnellen Geld interessiert. In der Bar studiert er Wirtschaft für die Uni und im Grunde gibt diese Figur ansonsten nichts her. Selbst seine "Erlösung" lässt einige Zweifel offen. Am besten funktioniert der Anfang des Films. Das Bar Team schmeisst sich die Flaschen zu, Cruise steigt auf den Tresen als reimender Bar Poet und die Leute jubeln. Im echten Leben wären beide dafür gefeuert worden, hier aber werden sie befördert in eine schicke Riesen-Bar, wo sie ihre Show darbieten. Dann aber streiten sie sich wegen einer Frau und Cruise setzt sich ab nach Jamaika. Dort zwinkert er wieder jedem Mädchen an der Bar zu und lebt in einer Welt voller One-Night Stands (niemand in dem Film hat je von AIDS gehört, obwohl er 1988 gedreht wurde!). Schliesslich wird er von einer Unternehmerin nach Manhattan mitgenommen und darf dort als Toyboy leben. Glaubt aber ernsthaft irgendjemand, eine solche Geschäftsfrau würde einen Bartender vom Strand mit zu sich nach Hause nehmen? Da gibts noch etwas, wovon der Film keine Ahnung hat: Cruise und seine Unternehmerin saufen Tag und Nacht, aber nie leiden sie unter einem Kater. Hätte sich Coktail auf die Freundschaft der beiden Barkeeper beschränkt, wäre ich vermutlich weniger ärgerlich. Cocktail aber baut noch eine Liebesgeschichte ein: Cruise lernt eine angebliche Kellnerin (Elizabeth Shue) aus New York kennen und beide erleben die wahre Liebe. Die zerbricht dann, weil Cruise mit seiner Unternehmerin mit geht. Cruise bereut das alles und belagert Shue zu Hause in New York. Einige Dinge findet er über sie heraus: Erstens: Er hat sie geschwängert. Zweitens: Sie ist in Wirklichkeit reich. Der Rest des Films läuft ab im Modus "Auto-Pilot": Der reiche Daddy tritt auf, der Cruise hasst und so weiter und so fort. Shue tut was sie kann, aber ihrem Charakter wird jede freie Entscheidungsmöglichkeit durch den Plot (der aus vielen anderen Filmen entliehen wurde) verweigert. Am übelsten ist die Botschaft, die der Film glaubt, verkünden zu müssen: Cruise spielt einen Bartender, der sich nur dafür interessiert, Millionär zu werden und eine reiche Frau zu finden. Deshalb erzählt ihm Shue auch nicht, dass sie Geld hat. Einige Monate später betreibt der "geläuterte" Cruise eine schmierige Abschlepp-Bar in Manhattan. Woher hat er wohl das Geld dafür? Ganz bestimmt nicht von seinem Onkel, der sich nicht einmal ein neues Auto kaufen kann. Je mehr ich darüber nachdenke, desto bewusster wird mir, wie leer die Geschichte von Cocktail eigentlich ist. Oder sollte ich den Film einfach als Relikt der 80er gern haben?

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