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Nie wieder!
cinegeek.de - wrote on 04/12/16
"I have never looked so directly into hell.", sagte ein gewisser bajurarischer Filmemacher und Berufs-Verrückter nachdem er ein Werk seines österreichischen Nachbarn und Verbündeten im Geiste, Ulrich Seidl, sah. Das triffts, denn Seidl bemüht sich in seinen Dokus und Spielfilmen, die Abgründe des gemeinen Österreichers zu offenbaren. Leicht lässt sich daraus etwas über den Menschen an sich und nicht bloss den Alpenländler ziehen. Ein prosaischer Poet des Nihilismus! Üblicherweise schenkt uns Seidl einen direkten Blick auf das Wesen der Dinge und Paradies: Liebe (der Auftakt einer Trilogie) ist da nicht anders. Weisse Frauen mittleren Alters aus Österreich brechen auf in den Süden nach Afrika, um Sex mit jungen Männern zu kaufen. Teresa (Margarete Tiesel) besucht mit ihren verdorbenen Freundinnen Kenia, wo sie auf den schönen Munga (Peter Kazungu) trifft. Wohlbemerkt: Teresa selbst ist fast noch unschuldig, jedenfalls glaubt sie tatsächlich, die wahre Liebe gefunden zu haben. In einer grausam komischen Szene bringt sie ihrem schwarzen Liebhaber bei, wie man ihre nicht mehr ganz straffen Brüstel streichelt. Eine noch schrecklichere Sequenz zeigt eine Gruppe von "Damen" wie sie einen jungen Mann verspotten, weil er keine Erektion bekommt. Das Fazit von Seidls Geschichte: Hier wird ein jeder gedemütigt. Kann uns Seidls Film aber nun etwas erzählen, das wir noch nicht über Globalisierung und Sex-Tourismus wussten? Die Frage ist falsch gestellt und müsste lauten: Wann durften wir jemals so brutal erleben, was wir glaubten zu wissen? Seidl verfügt in seinem dritten Spielfilm (oder ists der vierte, da ich mir bei manchen Seidl "Dokus" nicht sicher bin, ob das tatsächlich wahr sein sollte!) über eine eindrucksvolle Technik und einen ausgeprägten Sinn für Dramaturgie. Das beweist allein sein Kniff, einfach die Rollen zu vertauschen und das Geschehen aus der Perspektive einer alleinstehenden Frau zu zeigen. Ich werde mir Paradies: Liebe garantiert nie wieder ansehen! (Dazu gibts als Film List eine Zusammenfassung des österreichischen Kinos auf der Empfehlungsseite unserer Videothek cinegeek.de