cinegeek.de's Movie Review of Something in the Air ( Après mai )

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Something in the Air ( Après mai )

Revolutionäre
cinegeek.de - wrote on 04/12/16

Gleich gegenüber von der Filmkunstbar Fitzcarraldo liegt die Anarcho Kneipe Meuterei. Oft und gern trinke ich da "Soli Biere" und dann fühl ich mich wie in Olivier Assayas neuem Film: "Nach dem Mai" sollte man ihn übersetzen, denn jeder weiss, was in Frankreich damit gemeint ist: Der Mai 1968. Die Geschichte ist wohl semi-autobiographisch und handelt noch von etwas anderem: Dem Himmel der Jugend! Voller Nostalgie blickt Assayas zurück in die Zeit der grossen Tumulte und Umwälzungen: Wir erleben moderne französische Geschichte; die Studenten-Proteste, brutale Polizeigewalt, Strassenkämpfe und Besetzungen. Alles mündet im Generalstreik, der die gesamte französische Gesellschaft sowie Ökonomie lahm legt. Das waren noch Zeiten! Nostalgie hat immer auch etwas mit verlorener Unschuld zu tun. In diesem Film herrscht noch der grenzenlose Optimismus der Jugend und der Glaube, alles bewirken zu können. Das hier sind keine mürrischen Wutbürger, die auf die Strasse gehen, sondern frische junge Gesichter, die nur das Beste wollen! Man meint, im Film gehe es ausschliesslich um Leben und Tod. Niemand hat Zeit, sich mit den Trivialitäten des Lebens aufzuhalten. Nur das, was wirklich zählt, kommt zur Sprache: Politik, Sex, Religion, Liebe und Freundschaft. Genau das liegt in der Luft! Es ist die Geschichte des Künstlers und Filmemachers Gilles (Clement Metayer), der impulsiv nach einer Romanze und den Umstürzungen des Mai 68 nach Italien und dann wieder zurück nach Paris reist. Als wir ihm das erste Mal begegnen, ritzt er gerade das Anarchie Symbol auf seinen Schultisch. Assayas kann uns ziemlich viel vermitteln vom Geist der Zeit. Einmal fragt Gilles eine radikale Gruppe, ob er wohl deren Kamera ausleihen könnte. Man antwortet, dass die nur für Agit-Prop, nicht aber Fiktion benutzt werden dürfe. In Florenz schaut sich Gilles mit seiner Freundin eine Laos Doku an und hier wird der puristische Stil des Filmemachers von dem (ziemlich selbstgefälligen) Publikum gelobt. Einer der Zuschauer aber kritisiert den Film dennoch und fragt, ob ein revolutionäter Film sich nicht auch einer revolutionären Bildersprache bedienen sollte? Daraufhin korrigiert ihn ein zweiter, dass solche eine Syntax doch vom Proletariat nicht verstanden würde! Am Ende sei doch "revolutionäre Ästhetik" auch wiederum nur ein Stilmittel und damit "bourgeois"! Manchmal denkt man auch daran, dass es gut ist, dass diese Zeiten der Besserwisserei, was das arme Proletariat sehen müsste oder nicht, endlich vorbei sind! Ganz bestimmt ist Gilles das Alter Ego des Regisseurs Assayas, der immerhin zuvor als Filmkritiker arbeitete. Immerhin erlaubt sich Eric Gautiers Kamera in diesem Retro Film so viel Schönheit zu zeigen, dass es wie eine späte Rache wirkt an den puritanischen Ansichten der "Revolutionäre". Am Ende des Sommers kühlt sich Gilles Interesse für Politik und die Revolution aber wieder ab und er beschliesst, zurückzukehren in die Schule. Er überlegt, einen Film zu machen mit Monstern und Nazis. Vielleicht wirds die perfekte Fusion aus Kunst und Politik? (Dazu haben wir für euch eine Film List zum Pariser Mai 68 zusammengestellt auf unserer Empfehlungsseite cinegeek.de

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