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Comic
cinegeek.de - wrote on 04/13/16
Dr. King Schultz (Christoph Waltz), ein Zahnarzt, fährt mit seinem Gaul und einem klapprigen Wagen quer durch das Gebiet des amerikanischen Bürgerkriegs. Er bewegt sich auf Schleichwegen und durchkreuzt einen Wald. Der ist so tief und dunkel, dass er aussieht wie ein Märchenwald. Eine Kolonne gefesselter Sklaven wird durch die Dunkelheit getrieben. Im Vordergrund Dr. Schultz an dessen Wagen ein grosser Zahn befestigt ist, der munter hin und her wippt. Schultz ist auf der Suche nach einem Sklaven namens Django (Jamie Foxx). Mit Djangos Hilfe hofft er die Brikkle Brüder zu finden und so seine Ehefrau. Vorweg: Quentin Tarantino hat mich jetzt schon in seinen Bann gezogen! Er setzt auf eine tolle Szene noch eine grössere oben drauf, alles um diese beiden gegensätzlichen Charaktere herum inszeniert, die drei Dinge zusammenschweissen: Pragmatismus, finanzielle Vorteile und persönliche Gründe. Weiter gehts mit Dr. King Schultz! Kein Blick zurück! Vielleicht ist das auch besser so, denn sonst müssten wir uns ja fragen, was Schultz überhaupt in diesem dunklen Wald macht und weshalb er weiss, dass dort Django gefangen gehalten wird? Nun erleben wir Schultz, wie er eine seiner finanziellen Transaktionen durchführt. Schultz scheint ein generöser Mann zu sein, der eine Menge Bargeld verteilt. Manchmal kommt er mir vor wie ein Zauberer aus einem Märchen. Er besitzt auch die Fähigkeit, das Leben der Menschen zu steuern. Er lenkt ihr Schicksal und wirft sie in Situationen, in denen sie das bekommen, was sie verdienen! Obwohl Django Unchained ein phasenweise harter Film ist, möchte ich meinen, dass nichts darin echt ist - am allerwenigsten Dr. King Schultz. Für Tarantino kommt Schultz auch gelegen, denn er vermag den Plot dahin zu lenken, wo er will. Übrigens zieht Schultz während des gesamten Films keinen einzigen Zahn. In Wahrheit arbeitet er als Kopfgeldjäger und liefert seine Klienten aus: Lebendig oder tot. An sich benötigt der Plot eine ganze Reihe an Erklärungen. Schultz weiss aber einfach, wer Django ist und wo er ihn finden kann, weil das eben sein Job ist. Dann erschiesst er in aller Seelenruhe einen Sheriff und immer wieder erlaubt er Tarantino erstaunliche Szenen - einfach dadurch, weil er alles weiss und immer einen Ausweg kennt. Schultz gewinnt die Freundschaft Djangos und bildet ihn während eines harten Winters aus zum Kopfgeldjäger. Schliesslich hilft er dem Freund, seine verlorene Frau Broomhilda (Kerry Washington) wiederzubekommen. Warum tut er all das? Weil er Django mag und die Sklaverei hasst. So wie Tarantino in seinem vorigen Film den Holocaust behandelt hat, geht er auch mit der Sklaverei um. Es ist Unrecht und muss gerächt werden! In beiden Filmen spielt Christoph Waltz eine Schlüsselrolle. Nicht nur wegen seines österreichischen Akkzents, sondern auch, weil Tarantino mit ihm brilliante Dialoge inszenieren kann. Die liebt er bekannterweise und die besten Dialog-Szenen sind so lang, wie es kaum üblich ist für einen solchen quasi-Exploitation Film. Tarantino hat immer behauptet, er wäre zuvor Videothekar gewesen (ein Job, den ich natürlich als einen höchst ehrenwerten erachte!). Wir können uns vorstellen, wie er in seiner Videothek hockte und alle Filme sah, die dort herumlagen. Vieles hat er dabei gelernt, eins aber nicht: Die sparsamen Dialoge von Exploitation Filmen. Tarantino hat einmal behauptet, er würde bereits beim Schreiben des Skripts die Lacher in seinem Kopf hören. Allerdings: Nichts wäre für ihn schlimmer, als ein Publikum, dass auf die Lacher vorbereitet wird. Ein Publikum in der Erwartungshaltung, zu lachen! Deshalb ist Django Unchained ein so überaus brutaler und grenzwertiger Film! Am liebsten lässt Tarantino auf seine Brutalitäten Lacher folgen - und keiner ist darauf vorbereitet. Django Unchained funktioniert wie ein Comic! So erleben wir den Grossgrundbesitzer Calvin Candie (Leonardo DiCaprio), der ein echtes Monster ist. Nach dem Dinnieren lässt er seine Sklaven Todeskämpfe gegeneinander austragen. Diese Szenen sind wirklich scheusslich, stehen aber im Dienste etwas Grösserem: Darin verpackt Tarantino seine Satire. Oft ist Django Unchained auch einfach wunderschön. Wir bewundern die Plantagen im Frühling, darüber erheben sich Wolkenformationen und einige Sklaven stehen da und geniessen diese Schönheit. In solchen Szenen wissen wir, wozu Tarantinos Gewalt auch dient: Sie zerschiesst die Bequemlchkeit des Publikums! Sie verhindert, dass wir uns einfach berieseln lassn. Sie passt darüber hinaus auch in die Zeit: Django lebt in einer grausamen und brutalen Gesellschaft (die wir durch Tarantinos satirischen Filter sehen). (Dazu gibts unsere Film List mit modernen Western auf unserer Empfehlungsseite cinegeek.de