cinegeek.de's Movie Review of Terri

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Terri

Dick und merkwürdig
cinegeek.de - wrote on 04/13/16

Der Film von Azazel Jacobs hat mich regelrecht vereinnahmt. Es ist die Geschichte eines dicken Jungen, der in der High School gequält wird. Die meisten High School Filme über Aussenseiter sind ziemlich gewöhnlich - dieser hier nicht! Terri wird so glaubhaft von Jacob Wysocki verkörpert, dass es wie ein kleines Wunder wirkt! Terri ist klug, freundlich und instinktiv auch schon weise, dadurch tut es umso mehr weh, wenn er gedemütigt wird. Seine Entscheidung, Pyjama in der Schule zu tragen, dürfte im späteren Leben sogar eine hippe Idee sein! Terri hat Charakter. Wir erleben mit ihm zwei oder drei Wochen seines Lebens, in denen er einige wichtige Hürden nimmt. Seine Eltern kommen im Film nicht vor. Terri lebt zusammen mit seinem Onkel James (Creed Bratton), inmitten von dessen Büchern und Musik. James ist genau wie Terri ein besonderer Mensch. Das Haus, in dem die beiden wohnen, liegt mitten im Wald und den muss Terri durchqueren, um zur Schule zu gelangen. Er hat bereits ziemlich viele Tage versäumt und wird deshalb zum Direktor Fitzgerald (John C. Reilly) bestellt. Der Direktor versteht Terri, denn er selbst wurde als Teenager gequält. Langsam entwickelt sich hier ein Gespräch von Mann zu Mann, ja von Freund zu Freund - was von Jacobs sehr subtil entwickelt wird. Insgesamt ist es nicht die Absicht des Films, einer seiner Figuren zu nahe treten zu wollen oder mit Eile die Handlung runter zu spulen. Terri ist ein wundervolles Beispiel, wie ein Film uns das menschliche Leben nahe bringen kann, ohne sich darüber jemals lustig zu machen! Es gibt noch zwei weitere wichtige Charaktere: Chad (Bridger Zadina) ist ein zweiter Problemkandidat von Fitzgerald. Ein mürrischer Aussenseiter mit hängenden Schultern, der sich zwanghaft die Haare vom Kopf zupft. Heather (Olivia Crocicchia) ist eine der schönsten Schülerinnen und Terri beobachtet sie auf dem Heimweg. Sie "macht gerade mit einem Jungen rum" (oder ist es doch etwas anderes?), weshalb Fitzgerald sie verweisen will. Terri aber macht sich stark für sie und beweist seinen Respekt vor Heather. Beide beginnen eine schüchterne Freundschaft und schreiben sich kleine Zettel. Schliesslich lädt Terri beide zu sich nach Hause ein: Chad, Heather, eine Flasche Schnaps und ein paar Pillen seines Onkels. Es wird nicht nur für die Drei ein denkwürdiger Abend, auch mir blieb die Szene bis heute im Gedächtnis. Ich denke nicht, dass ich jemals eine solche Sequenz gesehen habe... Irgendetwas in Terris Leben spornt uns an, genauso zu sein, wie wir sein wollen. Obwohl Terri sein Glück noch nicht gefunden hat, lebt er das bereits. Terri und auch die übrigen Charaktere werden nie eingeschränkt durch die Konventionen einer "Story". Alle fünf habe ich so nie in anderen Filmen gesehen! Sie werden mit Hingabe und Sympathie beobachtet und niemals vereinfacht - es wäre zum Beispiel interessant, etwas mehr über Heather zu erfahren. Hier ist ein Junge, der in einem normalen High School Film einfach "dick" und "merkwürdig" wäre. Hier ist er aber so viel mehr als bloss dick und merkwürdig! Bisher war mir der Schauspieler Jacob Wysocki unbekannt, aber er spielt seine Rolle so ruhig und selbstbewusst, dass ich mal weitere Filme mit ihm recherchieren muss. Die Gespräche zwischen ihm und John C. Reilly könnte ich mir alle noch einmal einzeln ansehen, so aufrichtig und denkwürdig sind sie gefilmt. Hier zeigt sich wahrhafte Meisterklasse!

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