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cinegeek.de - wrote on 04/13/16
Stagecoach aus dem Jahr 1939 markiert den Beginn zweier Karrieren. John Ford hatte bereits einen Namen als Western Spezialist, doch Stagecoach sollte der erste wahrhaft grosse Western in der Geschichte Hollywoods sein. John Wayne kannte man nur aus einigen B-Movies. Stagecoach ist sein erster John Ford Western. Nach einigen Jahren kehrte John Ford hier zu dem Genre zurück, aus dem alle seine Ideen entsprangen. Gemeinsam mit John Wayne sollte er ein paar der grössten Western aller Zeiten drehen. Beide stellen eine der ikonischen Partnerschaften der Geschichte Hollywoods dar. Sie fanden zusammen an einem verheissungsvollen Punkt in Fords Karriere: Er war bereits 45 Jahre alt, hatte kurz zuvor den Oscar gewonnen und seit 1917 eine Reihe von Western inszeniert, einige stumm, andere mit Ton. Stagecoach aber markiert den Beginn eines Triumphs! Wohl kein zweiter Regisseur der Tonfilm-Ära vermochte so viele Meisterwerke in so kurzer Zeit aufeinander folgen lassen. Kein zweiter Autor war so oft für den Oscar nominiert bzw. erhielt ihn. Seit geraumer Zeit hatte Ford ein Auge auf Wayne geworfen, der noch Marion Morrison, Spitzname Duke, hiess. Für Stagecoach sah Ford Waynes Zeit gekommen und er entschied sich für den Neuen - gegen den Willen des Studios. Heute mag Stagecoach vielleicht nicht mehr besonders originell erscheinen, doch das liegt nur daran, dass der Western wie kein zweiter nachfolgende Filmemacher beeinflusste. Manchmal meint man, eine ganze Sammlung von Klischees zu sehen. In Wahrheit aber, handelts sich um Original-Erfindungen Fords: Die Hure mit dem Herz aus Gold, der gemeine Banker, der grissene Zocker oder die Heroine reinen Herzens. Ferner erlebt man Verfolgungsjagden mit der Kutsche und Fords geliebte U.S. Kavalerie. Kurz, es sind die Zutaten von Fords Weltbild einer paradiesischen Vergangenheit. John Ford war ein konservativer Utopist. Stets hält Stagecoach unserer Interesse aufrecht und ist dabei so elegant gemacht wie eine Symphonie. Ford gibt nicht alle Schlüsselszenen an Wayne, er führt eine ganze Reihe von Charakteren ein, mit denen er etwas zu erzählen hat. Dabei gewichtet er sie in etwa gleich. Hier kommen John Carradine als der Zocker, Thomas Mitchell als versoffener Doktor oder Donald Meek als reisender Geschäftsmann. Alle diese Figuren haben ihre eigene Geschichte und ihre guten Gründe, voller Wagemut durch das Indianer Gebiet zu reisen. Die stärkste Szene von Waynes Charakter, The Ringo Kid, ist die, als er sich als er sich für die Prostituierte Dallas stark macht und im Saloon insistiert, sie möge einen Tisch und ein Glas Wasser bekommen. Hier erleben wir John Wayne mit seiner mühelosen Autorität. "There's a cabin half built. A man could live there... and a woman. Will you go?", fragt Ringo Dallas. "But you don't know me--you don't know who I am", zögert sie. "I know all I wanna know." Wir zweifeln keine Sekunde, dass er meint, was er sagt. Wayne war 32 Jahre alt, gross und dünn; er konnte schön knurren, redete nicht zuviel und das, was er sagte, das nahm man ihm ab. Ford inszeniert ohne Eile und übertreibt es nie mit Schnitten. Immer achtet er auf den Hintergrund einer Action-Szene. Die Szenen mit Stunts aber sind grandios! Nehmen wir die, in welcher ein Apache zwischen zwei Pferden reitet. Keine Effekte hier - fällt er, könnte er sein Leben verlieren! Wayne spielt einen Helden, aber keinen Action-Helden. Er wird manifestiert als "Bad Guy" - The Ringo Kid wird per Anschlag gesucht - dennoch beschützt er die Kutsche und ihre Passagiere, insbesondere die Frauen. Das Bild der Native Americans im Film ist unaufgeklärt. Indianer sind schlicht die mörderischen Wilden. Die Frage, ob die Weissen ihnen ihr Land genommen haben, stellt sich nie. Ford sollte dieses Bil in den folgenden 25 Jahren hinterfragen und ins Gegenteil verkehren. Im Jahr 1939 aber teilte er diese simple Perspektive mit allen anderen Western. Zu Unrecht hatte man aber Ford lange als "Rechten" gesehen, vielleicht auch, weil er so lange mit Wayne arbeitete. In Wahrheit aber war er ein Liberaler. Er bewies das vor allem während der Hexenjagd zu Zeiten McCarthys. Weder Ford, noch Wayne waren Rassisten. Das Eingeborenen-Bild in Stagecoach ist eben schlicht naiv! Tief im Herzen ist Stagecoach ein sehr humanistischer Film. Alle Insassen dieser Reise bekommen ihr Gewicht, keiner wird abgelehnt oder bevorzugt. Stagecoach ist ein zivilisierter Western. (Dazu gibts eine Film List der grossen Western ab 1939 auf unserer Empfehlungsseite cinegeek.de