cinegeek.de's Movie Review of Trouble in Paradise

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Trouble in Paradise

Galanterie
cinegeek.de - wrote on 04/19/16

Wenn ich mir mal vornehme, erwachsene Menschen in einem modernen Kinofilm anzusehen, scheiterts in aller Regel daran, dass es schlicht keine gibt. Ergraute Jugendliche passt wohl eher. In Ernst Lubitschs Trouble In Paradise ist das anders: Hier treten so unglaublich erwachsene Menschen auf wie es das nur im Kino geben kann. Sie sind weltmännisch, zynisch, kultiviert - fast, dass sie eine Schleimspur hinterlassen. Herbert Marshall spielt einen Juwelendieb, Miriam Hopkins eine ebenfalls diebische Frau, die ihn bewundert und Kay Francis eine reiche Witwe, die glaubt, ihn kaufen zu können. Sie leben in einer reinen Kinowelt voller exquisiter Kostüme, Butler, venizianischer Hotels, Lofts in Paris, Cocktails und jeder Menge Juwelen. Beeindruckend, wie sie sich in all der Zierde bewegen! Die Liebes-Triangel war der bevorzugte Plot von Lubitsch, insbesondere, wenn es eine sexuelle Rivalität gibt. Hier wird uns von Anfang an bewusst, dass der Dieb Gaston Monescu (Marshall) und die Taschendiebin Lily Vautier (Hopkins) füreinander bestimmt sind. Nicht nur deshalb, weil sie sich mögen, sondern auch, weil ihr Beruf im Grunde Zivilisten ausschliesst. Als Gaston auf Mariette Colet (Francis) trifft, wissen beide, dass es nicht von Dauer sein kann. Erstaunlich offen werden die sexuellen Untertöne hier ausgespielt, immerhin entstand Lubitschs Films 1932, bevor sich die Zensur amerikanischer Filme bemächtigte. So wir sicher sein, dass keiner der drei Charaktere Gefahr läuft, Sex für Liebe zu halten. Lily und Mariette wissen, was sie wollen und Gaston weiss, dass ers hat! Seine wahren Gefühle versteckt er meisterhaft hinter der Maske kultivierter Scherze. Herbert Marshall füllt jede Szene mit Spannung, einfach, weil er sich dem emotionalen Skript durch sein Spiel entzieht. Seine ganze Erscheinung ist so elegant, dass er durch den Raum zu schweben scheint! Ganz genau kennt er die Vorgaben einer Gesellschaftskomödie und findet den rechten Ton, mit einer Dame zu sprechen. Aus Marshalls Mund klingen die Dialoge von Lubitschs bevorzugtem Autoren Samson Raphaelson wie ein Vorspiel... Schau dir noch einmal die Szene an, in der er mit Lilly diniert. Er gibt vor, ein Baron zu sein, sie eine Countesse: "You know,” sagt Lily, "when I first saw you, I thought you were an American.” - "Thank you", erwidert er ernsthaft. (...) "Then I heard your name and found out you were just one of us", schwärmt sie. - "Disappointed?” - "No, proud. Very proud". Dann küssen sie sich und bestehlen sich gegenseitig. Es schwingt etwas Fiebriges mit in den Dialogen und das macht Lubitschs Screwball Comedy aus. Lubitsch hatte seine ganz eigene Art, das vorgegebene Material durch seinen Stil zu transformieren: Der berühmte "Lubitsch Touch", der es ihm erlaubte, bestimmte Dinge ungesagt trotzdem auszudrücken. Am erstaunlichsten aber bei dieser Stilübung ist die Tatsache, dass seine Charaktere dennoch lebendig wirken. Viel Ironie ist im Spiel bei diesem Regisseur, aber wir dürfen uns doch ganz in seine Filme fallen lassen. Ernst Lubitsch ist unser grösster Berliner Regisseur. Geboren 1892, begann er 1915 selbst zu inszenieren. 1923 wechselte er nach Hollywood, um eine ganze Reihe erfolgreicher Stummfilme zu machen. Während der 20er und 30er kann man ihn als den Regenten der Paramount Studios bezeichnen. Am besten waren seine Musicals und Komödien, wobei Trouble In Paradise sein Meisterwerk darstellt! Ein Publizist schliesslich, wies auf den "Lubitsch Touch" hin, den der Regisseur selbst aber gar nicht akzeptieren wollte. In Trouble In Paradise ist es ein kleines Wunder, wie die Schauspieler ihren comicartigen Charakteren Würde verleihen! Tatsächlich wirkt jede der Figuren hier voller Lebenserfahrung und mit einer gewissen Schwere. Lubitschs Komödie ist voller Melancholie, selbst in den lustigsten Momenten! Allein die Szene, in welcher Gaston und Mariette sich voneinander verabschieden. Es ist klar, beide lieben sich und doch stahlen sie voneinander. Selbstredent versuchen sie, diese Situation mit einem galanten Scherz zu entschärfen - und genauso funktioniert Lubitschs ganze Komödie. (Dazu gibts unsere Film List "Hollywood der 30er" auf cinegeek.de

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