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Untergang
cinegeek.de - wrote on 04/19/16
In einem seiner schwächeren Versuche erzählt der ungarische Regisseur Bela Tarr eine Anekdote über Friedrich Nietzsche. Der beobachtet 1889 in Turin einen Kutscher, der sein Pferd quält. Tarr hat daraus einen trostlosen und bitteren Film gemacht aus verzweifelter Melancholie und seinen charakteristischen langen Einstellungen. Wer die flotten Schnitte Hollywoods gewohnt ist, der muss The Turin Horse als Schock wahrnehmen. Die Handlung ist schnell zusammen gefasst: Es passiert nichts. Treffender wäre es, die Bedeutung des Werks versuchen, zu beschreiben: Es geht um das Ende aller Tage, das Ende der Zeit. Der Kutscher, der auf sein Pferd einschlägt, sorgt dafür, dass Nietzsche zusammenbricht. Nie wieder wird er sich erholen. Nietzsches Verfall dauert an bis zu seinem Tod 1900. Tarrs Film stellt sich nun vor, was mit dem Pferd geschieht, dass Nietzsches Kollaps auslöst. Wie es von dem Bauern mit seiner versteinerten Miene zurückgeführt wird auf den Bauernhof irgendwo in der Nähe Turins (das bei Tarr überhaupt nicht italienisch wirkt, sondern wie ein Europa kurz vor der Apokalypse). Unterlegt wird das mit der unheilvollen Musik von Tarrs langjährigem Komponisten Mihaly Vig. Während das Pferd sich weigert, zu arbeiten, zu essen oder zu trinken, beginnt der Weltuntergang. Sind wir womöglich Zeugen von Gottes Tod? Und das Pferd? Ist es gar eine Transformation von Nietzsche selbst, der die letzten Tage der Menschheit beobachtet? Überhaupt glaube ich den Philosophen nun auch in anderen Figuren wieder zu erkennen... Die Welt jedenfalls gleitet ab in ewige Finsternis, das jedenfalls ist sicher.