cinegeek.de's Movie Review of Separation, A ( Jodaeiye Nader az Simin )

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Separation, A ( Jodaeiye Nader az Simin )

Recht
cinegeek.de - wrote on 04/22/16

In A Seperation versucht jeder der Charaktere sein Leben zu leben innerhalb der Grenzen von Staat und Religion. Es ist ein persischer Film und wir lernen ganz nebenbei eine Menge über ein System, in dem der Staat die Religion vertritt. Schliesslich landen alle Beteiligten vor Gericht, dass menschliche Gefühle durch einen Regel-Katalog zu verrechnen versucht. Wir, die Zuschauer, werden bei diesen Verhandlungen so direkt mit einbezogen, wie ich es bei kaum einem Film je erlebt habe! Wir verstehen die Logik jeder Position und selbst unsere eigenen Gefühle widersprechen sich dabei. Versuchen wir uns ein Leben vorzustellen im Iran, einer modernen Gesellschaft, die sich die Gesetze des Korans auferlegt hat. A Seperation hat übrigens keine Probleme mit dem Islam; der Film führt vor, wie Theorie und Praxis des Rechts nicht miteinander vereinbar sind. Ein Problem in allen Staaten der Welt. Das Gesetz versucht, hypothetisch zu richten und dabei besteht die Gefahr, dass das Recht durch Prinzipien ersetzt wird. Und so funktioniert die Grundkonstellation: Nader und Simin (Peyman Moadi und Leila Hatami) sind ein glücklich verheiratetes Ehepaar aus Teheran mit einer süssen elfjährigen Tochter namens Termeh (Sarina Farhadi). Ausserdem lebt Naders siniler Vater bei ihnen. Um ihrer Tochter ein besseres Leben zu ermöglichen, wollen Nader und Simin auswandern. Nader will nur noch eine Weile bleiben, um für den Vater zu sorgen. Ein Konflikt: Sein Vater würde ihn doch gar nicht mehr kennen; sagt Simin. Nader aber widerspricht, dass er seinen Vater dagegen sehr wohl noch kennen würde. Für den Vater hat Nader eine Pflegerin engagiert, Razieh (Sareh Bayat). Sie arbeitet im Geheimen, da ihr Mann Hodjat (Shahab Hosseini), niemals erlauben würde, dass sie in einem Haushalt arbeitet, in dem sie mit einem Mann allein ist. Ein strikter Moslem offensichtlich. Eines Tages kehrt Nader heim und findet seinen Vater ans Bett gefesselt. Razieh tat das aus gutem Grund, doch in diesem Moment wissen weder Nader noch wir das. Nader feuert Razieh und sie beschuldigt ihn, dass er sie die Treppe herunter stiess. Dabei erlitt sie eine Fehlgeburt. Nader wird des Totschlags angeklagt. Ich denke, das ist alles, was du über die Ausgangssituation wissen musst. Der Richter agiert übrigens fair in diesem Prozess und auch die Geschworenen versuchen, möglichst objektiv zu entscheiden. Niemand im Gerichtssaal aber, kennt alle Fakten und das Urteil muss gemäss des Korans ausfallen. Nader und Simin sind moderaten Glaubens, Razieh überlegt immerhin, ob sie die Unterwäsche eines Mannes wechseln darf, obwohl der alt und krank ist. Die treibende Kraft hinter ihr, das ist ihre Familie. Ich denke, wir haben es hier weniger mit einem Gerichtsfilm zu tun, der die Wahrheitsfindung zum Ziel hat. A Seperation versucht vielmehr, alle Seiten zu verstehen und Empathie aufzubauen. Im Mittelpunkt stehen Liebende, deren Handeln sie entweit. Es fällt uns am Ende schwer, überhaupt wen zu verurteilen. Ich hatte die grössten Probleme, Naders Position zu teilen. Ja, ich verstehe ihn. Nein, ich denke, er handelt falsch, weil er immer noch in den Kategorien Recht vs. Unrecht operiert - das aber auf Kosten seiner Familie. Ich denke, in den Zeiten von Pergida und Trump, in denen die dümmsten Menschen davon ausgehen, der Iran sei eine Nation voller durchgedrehter "Kameltreiber", ist A Seperation eine vernünftige Medizin. Wir bekommen das Portrait einer Gesellschaft in all ihren Nuancen. Die Menschen im Film agieren moderat mit dem Willen, das Richtige zu tun. Richtig und falsch zu entscheiden, das gestaltet sich hier zu einem moralischen Befund über das Wesen des Gerichts an sich.
(Dazu gibts unsere Film List Arthaus Iran auf cinegeek.de

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