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Jazz Age
cinegeek.de - wrote on 04/22/16
Wer keine Spoiler mag, muss hier leider schon aufhören, zu lesen. Ich weiss einfach nicht, wie ich die Rezension ohne schreiben soll. Woody Allen hat eine köstliche Fantasy Komödie gemacht! Für mich als Videothekar hat er auch ein schönes Spielchen mit den Grössen der Pariser Avantgarde veranstaltet! Midnight In Paris eröffnet mit einem amerikanischen Paar, dass die Ferien in Paris verbringt - ein Tagtraum! Offiziell sind Gil (Owen Wilson) und Inez (Rachel McAdams) verliebt, doch womöglich ist es der Frühling in Paris, in den Gil tatsächlich verliebt ist? Er arbeitet als Autor für Hollywood, träumt aber davon, einmal ein grosser amerikanischer Schriftsteller zu werden. Einer wie Hemingway oder Fitzgerald während der späten 20er! Gil würde auch zu gern in Paris leben, während Inez ein Haus in der amerikanischen Vorstadt vorzieht. Während Gil sich vorstellt, dass womöglich in dem Cafe, in dem er gerade sitzt, Hemingway einen Pernod trank, geht Inez "Shoppen". Eines nachts schlendert Gil verloren in den Strassen von Paris umher. Plötzlich biegt ein Peugeot um die Ecke. Drinnen sitzen Scott und Zelda Fitzgerald, die ihn zu einer Party einladen. In diesem Moment machts "Klick": Allen hat es geschafft und uns fast beiläufig gebannt in seiner magischen Welt. Imagination oder Realität? Es spielt gar keine Rolle! Gil taucht ein ins Jazz Age und begegnet allen Legenden, die er genauso vergöttert wie sein Erfinder Woody Allen. Wer Fitzgerald, Hemingway, Gertrude Stein and Alice B. Toklas, Man Ray, Cole Porter oder Picasso genauso abgöttisch liebt wie Allen, ist hier im richtigen Film. Einer nach dem Anderen bekommt seinen Auftritt. Interessant, die Überlegung, wie jüngere Kinobesucher damit umgehen, denn ich denke, dass solche Literarität nicht mehr Gang und Gebe ist in einem "modernen" Film. Zelda ist verrückt, Scott verdammt in seiner Liebe zu ihr, und Hemingway prahlt mit seiner Potenz - es ist offensichtlich, dass es Allen ein diebisches Vergnügen bereitet haben muss, sein Drehbuch zu verfassen. So wie in fast jedem Allen Film, spielt einer ihn selbst. Offensichtlich ist Gil hier Allens Alter Ego und seine Fantasie kennt genauso wenig Grenzen! Gil hat sogar eine Idee für einen Film: Eine Gruppe sitzt gemeinsam beim Dinner, doch anschliessend sorgt eine mysteriöse Kraft dafür, dass niemand imstande ist, den Raum zu verlassen... "But why not?", fragt ein gewisser spanischer Surrealist - er mockiert, dass das einfach keinen Sinn für ihn ergeben würde. Allen liebt das Spielchen um Insider-Witze und erweist sich als gestandener Geek! Ich denke, der Film ist aber auch dann charmant, wenn man mal die eine oder andere Lücke hat. Owen Wilson ist der Schlüssel zur Wirkung von Midnight In Paris. Er spielt Gil so aufrichtig und enthusiastisch - dass es eine Freude ihm, ihm dabei zuzusehen. Er trifft all seine Helden und kann sein Glück kaum fassen, wie nett sie ihn behandeln! Natürlich sind sie alle zu dem Zeitpunkt aber noch keine Legenden, sondern ambitionierte Künstler in Mrs. Steins Salon. Kathy Bates spielt Mrs. Stein als praktische Amerikanerin, die geradeaus sagt, was sie denkt und eine Nase hat für junge Talente. Dann gibt es noch die schöne Adriana (Marion Cotillard), die in Künstlerkreisen herumgereicht wird und zur Zeit an der Seite Picassos erscheint. Natürlich verliebt sich Gil in Adriana. Allerdings hat Adriana ein Problem mit der "Gegenwart", den langweiligen 20ern und sehnt sich so sehr zurück in die Vergangenheit... Das alles erleben wir in Woody Allens 41(!) Film, den er mit viel Verstand und Hingabe gefilmt hat. Ich denke, es gibt nichts, was man an Midnight In Paris nicht mögen könnte! Selbst, wenn man nicht jedem Insider Spass folgen kann, ist es eine seiner charmantesten Komödien. Ich bins auch leid, Filme zu sehen, die offensichtlich für jedermann konzipiert wurden - was für mich bedeutet: Für niemanden! Midnight In Paris passt zu Woody Allen und auch zu mir und bestimmt noch zu so einigen weiteren Kunden unserer Videothek! (Dazu gibts unsere Film List Mindgame Movies - Komödien auf cinegeek.de