cinegeek.de's Movie Review of Sin Nombre

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Sin Nombre

Hölle
cinegeek.de - wrote on 05/09/16

El Norte - das ist die Losung vieler Südamerikaner, die sich aufmachen nach Norden, in die USA. Sin Nombre, was soviel heisst wie "ohne Namen", hat eine verheerende Wirkung auf mich! Das ist die Geschichte einiger, die ihr Glück riskieren, auf dem Zug in die Vereinigten Staaten. Höchstes Risiko, Gewalt, eine Romanze, vor allem aber das Leid, die Heimat zurückzulassen - all das führt uns Sin Nombre vor Augen. Zwei Geschichten werden erzählt. Die erste handelt von Sayra (Paulina Gaitan), einem Mädchen aus Honduras. Gemeinsam mit ihrem Vater und ihrem Onkel unternimmt sie eine Odyssee über Mexiko, um zu Verwandten nach New Jersey zu gelangen. Die zweite handelt von Casper (Edgar Flores), einem Gang-Mitglied aus dem Süden Mexikos, der alles hinter sich lassen will. Cary Fukunaga erweist sich nicht nur als Meister darin, diese Geschichte mit fulminanten Bildern umzusetzen - er kennt die Situation. Fukunaga fuhr selbst mit in einem der Flüchtlingszüge, erfuhr das Leid, aber auch den unumkehrbaren Willen, das eigene Leben zu verbessern. Darüber hinaus hat er die real existierende Gang Mara Salvatrucha studiert, ihre Rituale, ihren Habitus. Fukunaga, anfang 30, gehört zur Generation von Filmemachern, die wieder klassisch erzählen wollen. Sin Nombre wurde auf 35mm gefilmt und darf als leuchtendes Beispiel dafür gelten, einen handwerklichen, altmodischen Film zu inszenieren! Dementsprechend einfach und geradeaus wirkt die Geschichte Sayras. Sie glaubt, in New Jersey den Himmel auf Erden zu finden und strebt einfach nur vorwärts. Doch wo befindet sie sich tatsächlich? Wo, wenn nicht in der Hölle auf Erden? Die wird offenbar in den Hinterzimmern der Gang. Sie alle sind tätowiert, keiner von ihnen aber mehr als der Anführer Lil' Mago (Tenoch Huerta Mejia). Das ist die Hölle, in der Casper lebt, deshalb springt er auf den Zug, trifft Sayra und von nun an, ist ihr Schicksal eins. Der Effekt, den die Gang auf ihre Mitglieder hat, erleben wir mit dem erst zwölfjährigen Smiley (Kristyan Ferrer). Für ihn ist der Anführer Lil' Mago nichts anderes als ein Gott. Smiley befindet sich in Trance: Er ist bereit, zu töten und getötet zu werden. Sin Nombre hallt allein wegen Smiley noch lange nach! Das Schicksal der Menschen auf dem Zug Richtung Norden - nach dem Abspann bleiben die Bilder noch lange vor Augen. Illegale Immigration ist ein Thema, dass wir nicht einfach abtun können. Menschen lassen ihr Leben und riskieren ungeheures Leid, nur um bei uns etwas Besseres zu finden als die Heimat. Es ist die eine Sache, darüber in der Zeitung zu lesen, eine andere, es unmittelbar vor Augen geführt zu bekommen. Wie in Sin Nombre.

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