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Wilhelmsburg
cinegeek.de - wrote on 05/11/16
Wilhelmsburg in Hamburg ist kein Kiez für Feinschmecker. Hier gibts eher frittierten Fisch mit Pommes. Zinos (Adam Bouskoudos) bedient das und klatscht dem Gast lieblos das Essen auf den Teller. Dann aber bekommt seine Freundin Nadine einen Job in Shanghai und der liebeskranke Zinos erleidet einen Bandscheibenvorfall. Ein neuer Koch muss her! Shayn (der tolle Birol Ünel, dem Akin - so die Gerüchte - eigentlich die Hauptrolle verpassen wollte, wobei Ünel aber mittlerweile in Berlin gestrandet ist) heisst er und verlor gerade seine Arbeit in einem Gourmet Restaurant. Er schickt sich nun an, aus Zinos Spelunke ein Restaurant zu machen. Es entsteht ein Traumladen mit der Musik, die dem Film seinen Titel verpasst hat! Dann aber kommt Zinos Bruder Illias aus dem Knast und droht, den Traum zu zerstören... Soul Kitchen ist ein Film, dem es weniger um die Handlung geht, als um die Situationen. Eigentlich ist fast alles vorhersehbar - eigentlich! Dann aber gelingt Akin eine Wendung, welche die vertraute Situation zu etwas eigenem macht. Der Humor ist schön lässig und es gibt so viele skurrile Verwicklungen wie in einer 30er Jahre Komödie. Wenn Moritz Bleibtreu als Illias rhythmisch mit den Nackenmuskeln zuckt, wissen wir, warum Akin ihm so lange die Treue hält. Der Höhepunkt der Liebesgeschichte zwischen Zinos und seiner Physiotherapeutin findet statt beim türkischen Hausarzt und dann gibts sogar noch einen Einbruch, der schiefgeht, weil der Einbrecher versucht, Autostop mit der Polizei zu machen. Kochfilme werden meistens für ein gediegenes Publikum massgeschneidert, Akins Film ist anders. Hier wird mit Soul und Funk improvisiert während Shayn dasselbe in der Küche tut. Akin selbst improvisiert auch, überdreht seine Situationen, baut Slapstick ein, verliert aber nie den Boden unter den Füssen. Soul Kitchen ist zwar witzig, spielt aber nicht in einer Komödienwelt. Immerhin gehts hier ja auch um die Verteidigung des Kiezes gegen die Heinis, die in der Gegend "investieren" wollen.