cinegeek.de's Movie Review of Prophet, A ( prophète, Un )

Rating of
N/A

Prophet, A ( prophète, Un )

Transformation
cinegeek.de - wrote on 05/11/16

Das Zentrum von Un Prophete ist ein Mord - ein ungeschickter und unglaublich brutaler Mord. Wir erleben den Killer wie er zittert - ob aus Trauer, Erleichterung oder Wut wissen wir nicht. Genau das ist der Schlüssel zu Jacques Audiards grösstem Film: Wir sehen etwas und können es doch nicht verstehen. Vielleicht liegt das auch daran, dass wir Zeuge von extremer Gewalt werden, die uns fremd ist. Mörder wie der in Un Prophete leben in einer anderen Welt. Der Film funktioniert als Entwicklungsgeschichte von Malik (Tahar Rahim), einem jungen Franzosen mit arabischen Wurzeln. Er kommt ins Gefängnis als Kleinkrimineller und verlässt es als geprüfter Gangster. Geboren wurde er als schüchterner, passiver Verlierer; zunächst ist ihm das wahrhaft Böse noch fremd. Alles, was er wurde, er lernte es im Gefängnis. Ich kann mich kaum erinnern, in einem Gefängnisfilm einen solchen Charakter je erlebt zu haben! Wir wissen nicht, weshalb er eingeliefert wurde, wir sind nur Zeuge, wie er seine Unschuld verliert. Hinter Gittern schliesst er sich der korsischen Gang an, die alles kontrolliert. Angeführt wird sie von Cesar Luciani (Niels Arestrup), einem Paten mit kalten Augen. Im Gefängnis wird er von Bodyguards begleitet und hat seine Spione überall. Der Neue ist nützlich für ihn, da er Zutritt zur arabischen Gang hat. Einer von ihnen soll ermordet werden. Im Grunde ganz simpel: Cesar bringt Malik bei, wie man eine Rasierklinge im Mund versteckt. Mit der soll dem Opfer die Kehle durchgeschnitten werden. Weigert sich Malik, muss er sterben. Töte oder stirb. Malik hat noch nie getötet und verpfuscht den Job. Es gibt einen Kampf und alles ist mit Blut bedeckt. Cesar aber hilft, die Tat zu vertuschen. Malik ist kein "Mann", aber ein Überlebender, der das Nötige tut. Und er lernt schnell. Über die Jahre verändert er sich, ergreift die Chance im Knast, die ihm draussen in der Gesellschaft nie vergönnt war. Er lernt wie man überwacht, eine Strategie entwickelt und sogar wie man liest. Für die Korsen aber wird er immer der "dreckige" Araber bleiben. Vielleicht ist aber auch genau das der Grund, weshalb er zu Cesars Vertrauten wird. Mallik kann nicht mehr zurück zu den Arabern. Es gibt keinen Platz für ihn, ausser den an Cesars Seite. Diese Partnerschaft mit Cesar verbessert nicht zuletzt Maliks eigene Position im Knast. Fast möchte man diese Stellung als Ende einer Bildungsgeschichte begreifen. Arestrup als Cesar ist das Ereignis von Un Prophete! In allen Filmen von Jacques Audiard gibt es diese denkwürdigen Performances, doch Cesar übertrifft sie alle! Cesar sieht alles, will aber selbst nicht wahrgenommen werden. Deshalb muss er seine Aggression steuern und kontrollieren. So lange er das beherrscht, behält er die Macht über Leben und Tod. Seine grössten Momente, sie sind meist still. Entscheidungen werden getroffen und kalt umgesetzt. Und Malik, der Neue? Ein Enigma. Wir wissen nicht, was er denkt, können es nicht einmal erraten. Vermutlich ist das die Qualität, die Audiard erreichen wollte. Nichts dringt bei ihm nach draussen und Gefühle zu verbergen ist Cesars wichtigste Lektion für Malik. Hier schliesst Audiard an die stilisierten Gangster-Klassiker der 60er an. Das ist im besten Sinne unmodern, denn viel zu viele Filme, wollen uns unbedingt aufdrücken, was die Protagonisten gerade denken und warum. Wieviel faszinierender aber ist es, im Dunkeln zu tappen? Was denkt Malik? Er ist bereit zu töten. Wir können ihn nur durch seine Taten richten. Das aber macht es furchteinflössend, denn ein Killer ohne Motive ist nur umso schrecklicher. Malik war einmal jemand, für den das Leben eine Bedeutung hatte. All das aber ändert sich während seiner blutigen Tat im Gefängnis. Nun ist er bereit für die Strasse draussen...

Are you sure you want to delete this comment?
  
Are you sure you want to delete this review?
  
Are you sure you want to delete this comment?