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Ehrlich
cinegeek.de - wrote on 05/13/16
Jeff Bridges ist ein Schauspieler, von Gott geküsst! Seit seinem Durchbruch während der New Hollywood Ära gelang es ihm spielend, eine Reihe von Figuren zu entwerfen, die einfach glaubwürdig sind! Bridges kann sogar ein Alien verkörpern und wirkt echt! Nie agiert er manieriert, seine Wirkung erzielt er durch Minimalismus. Alles, was unwichtig ist, er klammert es einfach aus! Sein Bad Blake in Crazy Heart, dieser traurige versoffene Country Sänger - das ist Popkultur! Natürlich haben wir die Geschichte schon x-fach gesehen. In Crazy Heart gibt es aber einen grossen Unterschied: Dank Bridges Performance meinen wir, all das würde tatsächlich IHM passieren! Das ist Schauspiel! Nehmen wir die Szene, in der die junge Reporterin, Jean Craddock (Maggie Gyllenhaal), Bad Blake in einem Hotelzimmer interviewt. Ihre Fragen, die kennt er schon, hat sie hundertfach gehört. Deshalb weicht er vom Thema ab: "I want to talk about how bad you make this room look." Ein Satz ohne Zynismus, ehrlich, wahrhaftig. Er könnte aus einem alten Film stammen. Oder einem Country Song. Scott Cooper gelingt es in seinem Debüt als Drehbuch-Autor und Regisseur eine Menge solcher Sätze unterzubringen. Wie ein Klischee im besten Sinne! Bad Blake ist keiner, der besoffen auf die Bühne torkelt. Es scheint eher so, als wäre er über die Jahre verwittert. Früher einmal hatte er Erfolg: "I used to be somebody, but now I'm somebody else." Ein paar treue Fans aber sind ihm geblieben. Nun aber verschafft ihm sein Manager einen Neuanfang. Bad Blake soll mit dem jungen Countrystar Tommy Sweet (Colin Farrell) auf Tour gehen. Entgegen den Konventionen solcher Filme, hat Tommy seinen alten Lehrmeister nie vergessen und ist ihm gegenüber dankbar und loyal. Jetzt mag man meinen, mit Hilfe einer guten Frau wie Jean kann Bad Blake es wieder schaffen. So einfach ist das aber nicht. Jean ist eine gute Frau, doch kann sie es aushalten mit diesem 25 Jahre älteren Mann? Selbst, wenn er aufhören würde zu trinken? Jeff Bridges gelingt es, Bad Blake zu spielen ohne falsches Mitleid. Blake bemitleidet sich schliesslich auch nicht selbst! Voller Freude bemerkte ich, dass sein bester Freund von Robert Duvall gespielt wird, was dem Film eine zusätzliche Note verpasst! Es ist aber nicht nur das Schauspiel, das Crazy Heart auszeichnet. Leicht hätte der Film missraten können, wären die Songs schlecht! Zum Glück sind sie das nicht. Bridges hat in der Vergangenheit schon bewiesen, dass er eine faszinierende Stimme hat. Sie klingt ein wenig wie Sandpapier, geölt mit Whiskey. So gelingt es ihm, einen grossen Sänger darzustellen, der seinen geprügelten Stolz sogar dann noch aufrecht erhält, wenn er in einem Bowling Center spielt. Wir dürfen dem Film trauen, wenn er von Stolz und Loyalität erzählt. Die Gespräche von Jean und Blake - beide sind frei von Illusionen - niemals agieren sie kopflos und doch fühlen sie tief im Herzen. Genauso wie der Charakter von Tommy. Er unterstützt Blake so weit es ihm möglich ist. Ein guter Junge! Niemals vergisst er den, dem er alles verdankt! Mal ganz nebenbei: Was ist eigentlich mit dem Oscar für Jeff Bridges? Crazy Heart ist ein Film, der sich langsam herumspricht in unserer Vieothek. Die meisten Kunden, die den Film geliehen haben, schwärmen von Bridges. Für die meisten ist es unabdingbar: Dafür braucht er den Oscar. Und Happy Ending? Jawohl!
(Dazu gibts unsere Film List "Musikfilme" auf cinegeek.de