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cinegeek.de - wrote on 05/26/16
Our Daily Free Stream: Berlin Alexanderplatz (engl. subt.). Alfred Döblin meinte es wirklich ernst mit der Moderne. Er stammte aus einer gutbürgerlichen jüdischen Familie und wurde Nervenarzt zu einer Zeit, da das noch heftig umstritten war. Ausserdem verfasste er Artikel für die expressionistische Zeitschrift "Der Sturm". Seine Essays über Berlin veröffentlichte er bereits während des ersten Weltkrieges und daraus wurde später sein Roman Berlin Alexanderplatz, der diesen Charakter beibehielt. Eine Mischung aus Collagen, inneren Monologen und expressionistischen Ausbrüchen. Wer es liest, meint, unmittelbar dabei zu sein! Ganz nebenbei ist dieser erste Grossstadt-Roman aber auch ein gewaltiger Brocken Gesellschaftskrritik. Phil Jutzi war einer der Wegbereiter des proletarischen Kinos in der Weimarer Republik, gefilmt vor Ort mit echten Menschen. Nach Döblins Drehbuch entstand dieser letzte grosse Film Jutzis. In der Hauptrolle, der umstrittene Star Heinrich George als Franz Biberkopf. Damals bekundete George noch seine Sympathie für die Linken. Später ging er nach Hollywood, um 1933 als grosser Nazi-Schauspieler zu wirken. Über seine politische Schuld mag man streiten, seiner schauspielerischen Kraft aber kann sich niemand entziehen! Wie wurde das Simultane und das Klangliche der Romanvorlage im Film wiedergegeben? Etwas unbeholfen durch eine Und-Dann-Erzählweise. Wer aber ein Mal George als Franz Biberkopf gesehen hat, kann sich niemand anderen mehr in der Rolle vorstellen. Fast zerbricht der Film an dieser imponierenden Figur: Einige Szenen haben dokumentarischen Charakter, dann wieder verkommt Berlin zur Kulisse. Mitten drin, Biberkopf. Ein einsamer Typ, gerade aus dem Gefängnis entlassen, der vom Tempo und dem Lärm der Grossstadt überfordert ist, aber trotzdem entschlossen, ein ehrbares Leben zu führen. Manchmal verlässt sich der Film zu sehr auf seine Schauspieler und wirkt dann wie uninspiriert herunter gefilmtes Theater. So viel weniger traut sich diese Verfilmung zu als das Original! Entnommen wurde nur die Unterweltshandlung, aber nicht das Ganze - vielleicht ein grundsätzliches Problem bei Literaturverfilmungen. Trotzdem bietet sich uns die Gelegenheit, in das "goldene Zeitalter" Berlins zu blicken. Was sehen wir? Die Stadt mit all ihren Verwünschungen und Fallen. Für Bieberkopf ist bereits die Bürokratie zu viel. Das Kleinbürgertum ist nicht seine Welt, aber der soziale Aufstieg misslingt. Bieberkopf entgeht einem Mordversuch, verliert einen Arm und die nächste Katastrophe lauert schon. So klingt das: „Biberkopf ist ein kleiner Arbeiter. Wir wissen, was wir wissen, wir habens teuer bezahlen müssen." Bieberkopf verschwindet in der Menge, doch ist das für einen Heinrich George überhaupt möglich? Der sucht den grossen Auftritt und da haben wir das Dilemma wieder. (Dazu gibts unsere Film List Deutschland Filmauswahl 1930-33 auf cinegeek.de