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Abwärtsspirale
cinegeek.de - wrote on 05/30/16
Andrea Arnolds Fish Tank ist das Portrait einer zornigen und isolierten 15jährigen, die chancenlos einem Leben voller Leid ausgeliefert ist. Sie ist so dermassen einsam und verletzt, dass sie mir unendlich leid tut! Ihre Mutter sieht sie im Grunde nicht, so dass sich ihr ganzes Leben draussen abspielt. In den Strassen und Feldern, irgendwo in England. Einen Ort, in dem sie Hilfe erwarten könnte, gibt es nicht. Das Mädchen heisst Mia und wird von Katie Jarvis gespielt. Mia flog von der Schule und wird von den Jungs ihres Alters als Spinnerin, als Verrückte angesehen. Sie ist eines dieser Mädchen, die ganz allein im Zimmer zu ihrer Musik tanzen. Und die Mutter? Sie heisst Joanne (Kierston Wareing) und sieht so jung aus, dass sie Mia vermutlich mit 15 bekommen hat. Joane ist blond und üppig und gibt permanent Hausparties im Wohnzimmer. Eines Tages bringt sie den gutaussehenden Connor (Michael Fassbender) mit nach Hause. Mia schreit ihn an (so wie sie normalerweise mit der Mutter kommuniziert). Immerhin, ein Weg, um Aufmerksamkeit zu bekommen! Joane scheint wohl auch deshalb immer dann am glücklichsten zu sein, wenn ihre Tochter nicht daheim ist. Und Mia? Sie gerät in einen Kampf, beim Versuch, ein Pferd zu befreien oder bricht in ein Haus ein. Einfach so. Einmal aber lädt Connor Joane, Mia und die kleine Schwester zu einer Fahrt über Land ein. Die Mutter bleibt im Auto während Connor und Mia im Fluss baden. Mia, die nicht schwimmen kann, wird von Connor auf dem Rücken getragen. Das, was schon vorher in der Luft lag, manifestiert sich nun... Tatsächlich meinten einige Kunden am Videotresen unserer Filmkunstbar Fitzcarraldo, Connor sei pedophil. Ich denke da anders, vor allem, weil es in Fish Tank auch nicht um Sex geht, sondern die Abwärtsspirale, in der sich das Mädchen befindet. Arnold zeigt das Geschehen durch Mias Sichtweise und spart alles andere aus. Wir bekommen keinerlei Erklärungen, sehen nur wie sie - Mia. So sehr identifiziert sich der Film mit Mia, dass sogar die Möglichkeit besteht, Joane sei gar nicht so sehr die Schlampe, das Monster, sondern womöglich doch differenzierter. Da sich der Film dermassen auf Mia konzentriert, hängt alles ab von Katie Jarvis Performance: Ihr Spiel ist wahrhaftig und kraftvoll! So sehr, dass es mich nicht wundern würde, sie bald in grösseren Produktionen zu erleben.