cinegeek.de's Movie Review of Ali

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N/A

Ali

Flach
cinegeek.de - wrote on 06/05/16

Ali von Michael Mann ist ein viel zu langer, flacher und unerwartet leiser Film über Muhammad Ali. Mehr im Ton einer Elegie als dem eines euphorischen Boxerfilms. Spass macht das keinen, was vor allem an der Überlänge einiger Szenen liegt. Merkwürdigerweise hechelt Michael Mann dann wiederum durch andere Sequenzen, die mehr Tiefe bedürften. Alles in allem wirkt es wie ein unfertiger Film, der eigentlich noch einmal in den Schneideraum sollte. Nehmen wir mal die Szene, in der Ali nach Zaire fliegt für den "The Rumble in the Jungle". Eine Trainingsszene, die morgens beginnt und im Grunde stellvertretend für einen ganz normalen Tag im Leben des Boxers steht. Das geht dann so: Ali rennt und rennt und rennt. Und dann rennt er wieder. Zehn Jahre, die Zeit zwischen 1964 und 1974, erleben wir. Ali als Bürgerrechtler und als bekennender Moslem, der die Sklaverei abschüttelt. Er kämpft gegen die Einberufung nach Vietnam und das kostet ihn fast seine Karriere. Der Film stellt einige Fakten richtig, die immer wieder missverstanden wurden. Als er schliesslich in den Ring gegen Goerge Foreman steigt, war er 32 und der Herausforderer gerade mal 24! Michael Mann erzählt die Geschichte zwar nicht dokumentarisch, aber es fehlt ein echter Zugang zum Helden. Genau das aber wäre die Aufgabe eines fiktionalen Nacherzählens der wahren Geschichte! Wir sehen zwar, aber wir fühlen es nicht. Das Drehbuch weist uns eine bestimmte Perspektive zu, lässt uns dann aber eigene Schlüsse ziehen. Ali selbst, er bleibt ein Rätsel. An sich eine spannende Aufgabe für Will Smith, dessen Hauptaufgabe darin besteht, diese mysteriöse Persönlichkeit einzufangen. Es scheint, als spiele Ali seine öffentliche Rolle als Paradiesvogel, um privat umso verschlossener zu bleiben. Nicht einmal seinen engsten Vertrauten gegenüber öffnet er sich. Smith ist der richtige Schauspieler für Ali, jedoch im falschen Film. Was auch immer geschieht, der Tod von Malcolm X, der Vietnamkrieg, die schwarze Rebellion - hier wird alles nur angedeutet. Ali wirkt wie ein Film, der sich noch im Prozess befindet. So als hätte man Michael Mann das unfertige Material einfach weggerissen und auf die Leinwand geworfen.

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