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Schönheit
cinegeek.de - wrote on 07/18/16
Our Daily Free Stream: Werner Herzog - Nosferatu. Es sind die Farben in Werner Herzogs Nosferatu, die mir tief unter die Haut gehen! Es wäre unzureichend, sie nur als gesättigt zu beschreiben. Die Farben sind reich und schwer und tief. Die Erde, sieht sieht dreckig aus. Es gibt nur wenig Grün darin, dafür viel Nässe und Schlamm. Die Berge in Transylvanien, zerklüftet, grau, scharf. Die Innenräume werden mit Rot-, Weiss- und Brauntönen gefilmt - weiss sind vor allem die Gesichter, insbesondere das von Dracula. Ein Werk von grosser Schönheit, das aber nie versucht, uns damit zu beeindrucken. Die Reise zum Schloss des Grafen, sie wirkt episch. Nicht so als ob ein Film-Team bloss einige Szenen davon mitgeschnitten hätte. Oft zeigt Werner Herzog die Natur mit einem Unterton der Furcht in seinen Filmen. Unheimliche Schatten, tief hängende Wolken und wenig vertrauenserweckende Bauern begleiten auch Jonathan Harker auf seiner Reise. Herzog lässt sich Zeit - bevor wir dem Grafen Dracula begegnen, sehen wir die erschrockenen Gesichter der Menschen, wenn Harker nach dem Weg fragt. Herzog folgt der Struktur von Murnaus grossem Stummfilm, der wiederum auf dem Roman von Bram Stoker beruht (allerdings mussten die Namen aufgrund von Urheberrechten geändert werden). Herzog aber, darf offensichtlich die Original-Namen verwenden: Dracula (Klaus Kinski), der Grundstückskaufmann Jonathan Harker (Bruno Ganz), seine Frau Lucy (Isabelle Adjani), Dr. Van Helsing (Walter Ladengast) und der manische Renfield (Roland Topor). Zu Beginn eröffnet Renfield Harker seinen Auftrag, dass Dracula ein Objekt in der Stadt kaufen möchte. Harker nimmt die beschwerliche Reise in Kauf, weil Lucy schwanger ist. Es gibt wohl keine zweite Verfilmung, in welcher der Weg nach Transylvanien so viel Raum einnimmt. Niemand will ihm helfen, Draculas Schloss zu finden. Im Gegenteil, erwähnt er den Namen, starren die Menschen Harker entsetzt an. Die Darstellung des Grafen folgt dem Vorbild des Stummfilms. Dracula sieht nicht aus wie einer dieser modernen attraktiven Vampire. Vielmehr wie ein Tier als ein Mensch. Seine Fingernägel wirken wie Spiesse, die Ohren gleichen denen einer Fledermaus. Die beiden Vorderzähne erinnern auch an die blutsaugenden Flieger. Viele Dracula Details werden von Herzog liebevoll berücksichtigt. Einmal macht uns der Graf auf die süssen Klänge der Kinder der Nacht aufmerksam, da ein Wolf heult. Als Harker sich mit einem Messer schneidet, kann Dracula nur mühsam seine Lust unterdrücken. Schliesslich beginnt die Reise Draculas nach Bremen, dorthin wo er Land kaufen will und Lucy ihr Kind erwartet. Herzog darf als einer der einzigartigsten Filmemacher aller Zeiten gelten. Unverdächtig, ein Remake zu produzieren. Weshalb hat er aber dennoch einen der grössten deutschen Stummfilme wiederverfilmt? Ich denke, man kann es nur durch seine Liebe zum Original erklären! Ein weiterer Grund heisst Klaus Kinski. Wen könnte man sich besser in der Titelrolle vorstellen? Neben Kinski agiert Isabelle Adjani. Die französische Schönheit spielt nie "normale" Frauen, immer scheint sie wie von einem anderen Planeten. Ihr Gesicht, so weiss wie Porzellan - ein unwiderstehlicher Fang für Dracula! Und Kinski? Er gibt nicht den Verrückten vom Dienst, sondern spielt einen stillen und tief traurigen Vampir. Immer hat Kinski seine besten Leistungen gezeigt, wenn er sein Temperament zügeln konnte! Die grösste Qualität des Werks aber ist seine Schönheit! Dabei zeigt Herzog nur wenige Bilder, die aussehen wie gemalt. Stattdessen konzentriert er sich ganz aufs Geschehen. Wenn er aber mit Licht und Schatten sowie seiner poetischen Farbpalette spielt, dann raubt es mir den Atem! Nosferatu ist kein Horror Film geworden. Vieles wirkt hier ganz real. Würde ich an Vampire glauben - ich denke sie müssten so aussehen wie Klaus Kinski