cinegeek.de's Movie Review of Brazil (1985)

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Brazil (1985)

Disziplin
cinegeek.de - wrote on 08/16/16

Our Daily Free Stream: Terry Gilliams - Brazil. So wie Orwells 1984 eine Variation unserer Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit darstellt, genauso ist Brazil ein Spielchen mit Orwell. Brazil kreiert eine Welt, die unserer gar nicht unähnlich sieht - abgesehen davon, dass sie viel düsterer ist und einige technische Standarts schon weiter entwickelt wurden. Das politische System entspricht zum Glück auch nicht unserem. Die Gesellschaft in Brazil wird durch eine umfassende Organisation kontrolliert, so dass für den Bürger nur ein Leben voller Paranoia bleibt. Die Polizei gleicht einem Terror Kommando, um Andersdenkende zu jagen. Das Leben ist verdriesslich und gemein. Hier lebt Sam Lowry (Jonathan Pryce) sein jämmerliches Sein und arbeitet im Grunde immer am Computer-Bildschirm. Hin und wieder, wenn der Chef abwesend ist, gönnt er sich gemeinsam mit den Kollegen eine Auszeit, verdeckt den Monitur und schaut sich alte TV Klassiker an. Sam weiss genau, wie trostlos sein Leben ist. Ihm bleibt nur die Flucht in Tagträume, in denen ihm eine atemberaubend schöne Frau erscheint. Dann aber die Verwechslung: Statt des Terroristen Tuttle (Robert De Niro) wird ein unschuldiger Familienvater zu Tode gefoltert. Sam soll diesen "Unfall" für die Hinterbliebenen aufarbeiten. Bei dieser Mission trifft er auch schliesslich die Frau seiner Träume... Brazil wirkt wie ein Rückgriff auf das psychodelische Kino der 60er. Eine Anarcho Version, in der nach dem Rezept verfahren wird, einfach alles ins Monströse zu überdrehen! Regisseur und Co-Autor Terry Gilliam durfte frei schalten und walten. Ohne finanzielle Einschränkungen (was ihm danach nie wieder vergönnt sein sollte)! Gilliam inszeniert ohne jede Disziplin apokalyptische Szenarien, beeindruckende Special Effects oder traumhafte Sets! Es scheint, als hätte Gilliam all seine Fantasien niedergeschrieben, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, wie das alles auf die Leinwand gebracht werden soll. Mehr noch: Ganz gleich, ob das alles einen Sinn ergibt oder nicht. Brazil ist ein ausserordentlich schwieriger Film. Ich habe ihn nun zum zweiten Mal gesehen und konnte immer noch kaum folgen. Welche Charaktere erfüllen welchen Zweck? Wer ist wer? Klarheit ist nicht das endgültige Ziel dieser paranoiden Vision. Wir erleben sehr persönliche Momente des Autoren Gilliam, dann wieder grimmigen Humor, sich vom Geschehen zu distanzieren. Mir gefielen die simpelsten Szenen während des Büroalltags am besten. Ganz heimlich dachte ich, dass Einfachheit doch eigentlich eine Tugend ist - kein Feind, den es zu bekämpfen gilt... (Wir stellen nicht den Film, nur den link zur Verfügung) (Bild: imdb)

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