cinegeek.de's Movie Review of Thank You for Smoking

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Thank You for Smoking

Menschliche Natur
cinegeek.de - wrote on 10/04/16

Our Daily Free Stream: Jason Reitman - Thank You for Smoking. Hier in Berlin, Kreuzberg, wo sich unsere Filmkunstbar Fitzcarraldo befindet, hat das Gute längst gesiegt. Das merkt man bei unseren Bewertungen auf Plattformen wie yelp. Punktabzüge dafür, dass in der Filmkunstbar Fitzcarraldo geraucht wird. Die Guten werfen den Bösen (Rauchern) nichts weniger als Mord vor. Jason Reitman hat daraus eine genauso rohe wie elegante Satire gebastelt. Sie betrachtet die Welt durch die Perspektive eines Lobbyisten der Raucher-Industrie. Aaron Eckhart spielt diesen Mann, der weiss, was es bedeutet, gehasst zu werden. Seine Stärke: Das Argumentieren. In einer TV Show wird er mit einem 15jährigen konfrontiert, der an Krebs erkrankt ist, aber nun das Rauchen deshalb aufgab. "It's in our best interests to keep Robin alive and smoking," erklärt er; "The anti-smoking people want Robin to die." Nick Naylor heisst er. Ein gutaussehender, geschiedener Mann, der seinen Sohn Joey (Cameron Bright) liebt. Einmal tritt er vor der Schulklasse auf. Ein Mädchen erklärt, ihre Mutter hätte ihr beigebracht, dass Zigaretten töten. "Is your mother a doctor?" Ein Mal pro Woche trifft sich Nick mit seinen Freunden, der Sprecherin der Alkoholindustrie sowie dem Repräsentanten der Waffen-Lobby. Er nennt sie die MOD (Merchants of Death) und sie streiten darüber, welche Produkt die meisten Menschen umbringt. Übrigens eine nette humorvolle Runde echter lange gewachsener Freunde. Bemerkenswert, wie Jason Reitman in seinem Debüt stets den richtigen Ton trifft. Er wirft Nick nicht von einem Ereignis ins nächste, sondern erweckt Nicks Logik zum Leben. Die Welt durch Nicks Perspektive. Nick ist ein stets lächelnder Optimist, ein sympathischer Typ (den wir übrigens selbst nie rauchen sehen). Sein Gegenspieler, der verbitterte Senator Ortolan Finistirre (William H. Macy). Ein Mann, der Totenköpfe auf Zigarettenschachteln drucken will (Reitmans Satire wurde in Deutschland längst durch morbide Sammelbilder eingeholt). Der Senator ist sich sicher, dass Bilder noch wirksamer sind als Warnungen: "They want those who do not speak English to die." Reitman weiss genau, wie er einen Dialog entwickelt ganz im Sinne des Pragmatikers Nick. Auf die Frage seines Sohns, weshalb das amerikanische Regierungs-System das weltweit Beste ist, antwortet er nur: "Because of our endless appeals system." Reitmans Film nimmt nicht die Tabak-Industrie ins Visier, auch nicht deren Lobby. Einzig der ehemalige Marlboro Mann Lorne Lutch (Sam Elliott), der an Krebs erkrankte, fungiert als ernsthafte Anklage. Reitman gehts um die Frage nach der menschlichen Natur. Es gibt das Böse in seinem Film, doch es kommt unverhofft in Gestalt einer sympathischen und attraktiven Journalistin (Katie Holms), die für eine seriöse Tageszeitung aufklärt... In einer Schlüsselszene bietet Nick dem Marlboro Mann einen Koffer voller Schweigegeld an. Ein "Geschenk", nicht länger gegen die Tabakindustrie zu Felde zu ziehen. Lorne bittet um einen Kompromiss, nur die Hälfte anzunehmen. Nick aber weist den Weg: Hier gilt alles oder nichts. Nimmst du das Geld, bist du dabei. Und nur ein Verrückter würde soviel Geld abschlagen, oder? Was wäre die Filmkunstbar Fitzcarraldo doch für ein trauriger Ort ohne Raucher. Eine Bar, in der man trinkt, aber draussen in der Kälte raucht? In der man den Schweiss des Nachbarn riecht mangels Qualm? Eine Bar für die "Guten", schreibe ich wiederum als Nichtraucher.

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