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Traurig
cinegeek.de - wrote on 11/14/16
youtube link: Robert Altman - McCabe & Mrs. Miller (Songs Leonard Cohen). Zum Tod von Leonard Cohen fiel mir Robert Altmans Meisterwerk wieder ein mit den Songs des von Leonard Cohen. Nicht viele Regisseure dürfen von sich behaupten, den perfekten Film gemacht zu haben. Es ist ein grosses Thema unter den Nerds in der Filmkunstbar Fitzcarraldo, wer ÜBERHAUPT einen solchen in seiner Filmografie hält. Altman hat mehrere, viele grossartige Filme gemacht und einen perfekten: McCabe & Mrs. Miller aus dem Jahr 1971. Es ist der traurigste Film, den ich je sah! Ein langer klagender Schrei nach Liebe und einem Zuhause - doch nichts davon ist erreichbar für McCabe oder Mrs. Miller. Nicht hier, in der Kleinstadt Presbyterian Church, über der immer ein grauer Himmel hängt, wo es stets regnet oder schneit. Dieser Film ist ein Gedicht! Eine Elegie für die Toten. Wie nur wenige Filme beweist McCabe & Mrs. Miller einen ausgeprägten Sinn für den Ort, an dem er spielt. Hier sind die Tage kurz und der Regen funkelt im Schein einer Gaslampe. Keiner der Charaktere muss eingeführt werden. Alle sind längst schon dort - vermutlich seit jeher - in Presbyterian Church. Sie alle kennen sich schon ewig. Ein Mann naht im Regen, reitet zum Saloon, sucht die Hintertür, bevor er sich niederlässt. Es ist der Spieler McCabe (Warren Beatty). Einige vermuten, er hätte bereits einen Mann erschossen. Wir sind mittendrin im klassischen Altman Stil. Alle Figuren kennen sich und die Kamera wird keine Zeit verlieren, von einem zum nächsten zu gleiten. Die Figuren sprechen kaum miteinander, anders als in einem Theaterstück. McCabe And Mrs. Miller ist ganz Kino! Im Grunde ists auch nicht wichtig, was geredet wird. Die Protagonisten sprechen wann und was sie wollen und schnell wird uns klar: Das hier ist kein Film der grossen Worte. Immer wieder werden Songs von Leonard Cohen eingestreut. Vermutlich sagen die uns mehr als alle Dialoge. Presbyterian Church ist voller Männer. Ein Hort der Männer. Die Stadt befindet sich im Aufbau, gleicht einer Baustelle. Die Männer zocken, saufen und kaufen Frauen. Sie bezahlen für ihr Vergnügen. McCabe hat Geld und kauft gleich drei Frauen. Weniger aber zum Vergnügen, viel mehr als Investition. Schön sind sie nicht, die eine fett, die andere zahnlos. Er plant, ein Bordell aufzubauen. Mrs. Miller (Julie Christie) kommt in die Stadt. Ursprünglich stammt sie aus London. Mrs. Miller hat keinerlei Illusionen, nicht einmal ihre eigene Schönheit interessiert sie noch. Sie erklärt McCabe, er wüsste nichts über Frauen, ihre Ängste oder Probleme. Er könnte nicht für sie sorgen. Mrs. Miller verspricht, ein paar hochwertige Frauen aus San Francisco zu holen und bietet sich als Partnerin an. McCabe muss einwilligen. Die Szenen, in denen sie sich annähern, sehen und hören wir nur halb. Sie schlafen miteinander. Nicht einmal die Sex-Szene wird eingeführt. Wie jeden anderen auch, kassiert sie ihn ab. McCabe verbringt ziemlich viel Zeit mit Selbstgesprächen und sich selbst gesteht er dass ein, was für Mrs. Miller bestimmt ist: "If just one time you could be sweet without money to it." Ist McCabe ein poetischer Charakter? Um Geld gehts immer. Einmal stirbt ein Mann und bereits in der folgenden Nacht wird seine Witwe (Shelley Duvall) als Nutte gehandelt. Das, was sie zuvor mit ihrem Mann tat, könnte sie nun zu Geld machen, erklärt Mrs. Miller die Situation. Schliesslich schickt eine Company Abgesandte zu McCabe, seinen Besitz zu kaufen. Er nennt einen zu hohen Preis. Mrs. Miller versucht zu verhandeln, doch zu spät. Man wird McCabe töten lassen... Das meiste geschieht in Innenräumen im trüben Licht der Gaslampen. Dazu vernehmen wir Leonard Cohens klagende Stimme. Immer ist es dunkel, feucht, kalt. Szenen wie die, da ein Pärchen tanzt im Wohnzimmer des Bordells, prägen die Atmosphäre. Am traurigsten der Tod eines verrückten Kids (Keith Carradine): Der Junge trifft auf einen Revolverhelden, mitten auf einer Brücke. Er weiss, dass er erschossen werden wird, versucht zu beschwichtigen, ja zu argmunentieren. Umsonst. Im Grunde fasst diese Szene den gesamten Film zusammen. Das Leben ist billig und die meisten schlicht unfähig, nicht getötet zu werden. Unaufhörlich der Schnee. Ausser der Cohen Songs hören wir keinen Score. Die Umweltgeräusche, der Schnee, ersetzen den Soundtrack. Wir wissen, dass auch McCabe und Mrs. Miller ihrem Schicksal erlegen sein werden. Überhaupt; man beachte den Titel: McCabe & Mrs. Miller. Das verheisst keinerlei persönliche Beziehung, klingt wie ein Firmenname. Ein geschäftliches Arrangement. Alles, was Mrs. Miller tut, ist geschäftlich. Was mag sie hinter sich haben? Sicher nur; sie liess alles zurück. Der arme McCabe. Er mag ein Poet sein, doch das ist einerlei in Presbyterian Church. Mrs. Miller wird wohl die Einzige in der Stadt sein, die überhaupt weiss, was Poesie bedeutet. Doch sie liess auch das zurück; bestimmt vor langer Zeit schon.