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Party
cinegeek.de - wrote on 07/05/16
Einfach mal alles gehen lassen, die Zügel schleifen lassen. Ist ein Regisseur dazu bereit, eröffnen sich alle Möglichkeiten. Der Film kann langweilig werden oder sehr interessant. Für Richard Linklater sind sowieso die Menschen und ihre Beziehungen untereinander das Wichtigste. Er war wohl der Erste, der die Figuren im Kino so sprechen lassen konnte wie im Leben. Findet Linklater erst einmal seinen Rhythmus (und das gelingt in Everybody Wants Some!) macht niemand solche Filme wie er! Wer erinnert sich noch an seine tollen Party Filme aus den 90ern? So einen hat er jetzt wieder gemacht! Jake (Blake Jenner) ist ehrgeizig und brennt darauf, sich in der Baseball-Mannschaft zu beweisen. Wir schreiben das Jahr 1980 und Linklater hat eine ganze Sammlung von Songs aus den frühen 80ern gesammelt. Sie sind der Treibstoff von Everybody Wants Some! Ein zusammengewürfelter Haufen von Studenten wird sich an einem ganz normalen Wochenende kennenlernen, saufen, kiffen und Mädchen aufreissen. Ein Countdown zählt dazu die Stunden bis zum ersten Studientag. Mehr passiert nicht. Linklater hat uns so etwas schon einmal gezeigt: Eine Schulabschluss-Party im Jahr 1976. Hier aber herrscht ein anderes Lebensgefühl vor. 1980 wird Reagan zum Präsidenten gewählt; die Gegenkultur der 60er liegt in den letzten Zügen. Ein neuer konservativer Mainstream zieht herauf und wird die Massenkultur der 80er prägen. Linklater macht die Symptome des Übergangs deutlich: Die Mode, der spärliche Bartwuchs, VHS Kassetten und Videospiele. Vor allem aber wissen seine Jungs ganz genau, wo's lang geht! Sie haben nur Baseball und Mädchen im Kopf, das ist ihr Ziel und dafür schwitzen sie. Sie kennen alles, was "cool" und "hip", ob Disco oder Punk, ganz egal! Wenn er seine Protagonisten nun durch die Nachbarschaft fahren lässt, hören wir dazu "Rapper's Delight" und nicht mehr die Rocksongs der 70er. Und der Geist der 80er? "Have you noticed that everything we do is a competition?". In der zweiten Hälfte des Films gehts nicht mehr nur um Sport, sondern es treten auch Punks oder Kunststudenten auf. Die Charaktere werden langsam heraus gearbeitet und im Zentrum von Everybody Wants Some steht eindeutig Jake. Ganz langsam bahnt sich auch eine Romanze mit Beverly (Zoe Deutch) an... Linklater erklärt; "It's just a big party movie" und genauso lässig kommt sein neuestes Werk daher. Aber ist es nicht etwas fragwürdig, immer im Vergangenen zu schwelgen? Spielerisch fällt Linklaters Antwort auf, wenn seine Studenten von Pink Floyd schwärmen, während die Bong qualmt. Der Niedergang in Everybody Wants Some tritt auf in Form der Spandex-Hosen Band Van Halen. Während wir heute in die 80er zurück wollen, war man sich damals sicher, dass nach den 70ern nichts mehr kommen würde... Nostalgie wird dann unerträglich, wenn sie uns die Vergangenheit in leuchtenden Farben vorgaukelt. Linklater aber bleibt ehrlich und gerade deshalb ist Everybody Wants Some so ein überaus freundlicher Film geworden!